Vollbracht! – Masterplan Lesedi la Batho 2020

Mein Auftrag ist erfüllt!

LLB Der Masterplan Lesedi la Batho 2020 steht, ist allseits gut geheißen und geht nun als hoffentlich reife Saat auf.

RoH LogoInsgesamt erstellte ich dreierlei Dokumentationen:

  1. eine Textfassung
  2. einen Foliensatz in Kurz- und Langversion für Präsentationen mit
    – Analyse aller laufenden Aktivitäten, die wir in acht Bereiche untergliedert haben, sowie von Lesedi la Batho als Unternehmen
    – einer Zukunftsstory, wie Lesedi la Batho in 2020 aktiv sein und aussehen könnte
    – einer Liste zusätzlicher Maßnahmen für die laufenden Aktivitäten
    – einer Liste von 6 neuen sozialen Unternehmen und Aktivitäten, die in den kommenden ein bis zwei Jahren gestartet werden könnten
    – einer Ausarbeitung zu den Voraussetzungen, die es braucht, damit Lesedi la Batho diese laufenden Aktivitäten stabilisieren und das weitere Wachstum umsetzen kann, u. a. der Aufbau einer stärkeren Managementstruktur sowie
    – den nächsten Schritten
  3. einen Satz Anlagen als Hintergrundmaterial, aus dem die beide vorgenannten Dokumente entstanden.

20140407 01 Loftus St Chrisna Loren Jochem Joachim Ria RonelWenn ich alles nüchtern betrachte, dann stellt der Masterplan lediglich die Zusammenstellung alles dessen dar, was Chrisna, Loren, Ronel, und das Team in Mabopane an Ideen und Gedanken im Kopf haben. Nun ist es aber alles strukturiert und aufgeschrieben. In den vielen Gesprächen mit den Kollegen konnte ich obendrein so manchen Impuls geben. Insgesamt eine sehr befriedigende Arbeit für mich, die viel Spaß bereitete. Am allermeisten Freude hatte ich an den sechs Management-Schulungen in Mabopane mit den bis zu 24 Teilnehmern. Die meisten von ihnen machten mit so viel Engagement und Aufmerksamkeit mit, dass ich bis zum Schluss keine Mühe hatte, alle bei der Stange zu halten. Zwar brachte ich das Team bisweilen an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit, hatten wir manchmal Probleme, unsere kulturell unterschiedlichen Denkweisen wechelseitig zu verstehen, doch niemals gab es eine Klage. Nur einmal hörte ich ein allgemeines Aufseufzen, als ein Workshop endete. Ich muss aber auch gestehen, dass ich das eine oder andere Mal zum Schluss eines Workshops ganz schön alle war.

20140401 12 Mabopane Child CareUnd nun meine Fazit?

Ich würde das Projekt gerade nochmals machen, sofort! Noch besser: ich würde gerne an der Umsetzung mitarbeiten. Als Berater ist man ja oft nur bis zur Umsetzung dabei. Schade eigentlich.

20140422 08 Mabopane Mgmnt WS GrpNun vielleicht findet sich ein Weg:

Zum einen konnten wir einen Kollegen meines Konzerns hier in Südafrika dafür interessieren, zusammen mit seiner Führungsmannschaft weitere Managementschulungen in Mabopane abzuhalten. Das wäre ein Engagement, das ich enorm zu schätzen weiß, ist Zeit doch das kostbarste, was ein Manager heutzutage hat. Zudem gestehe ich offen und unbescheiden, dass ich meine Arbeit dadurch sehr bestätigt sehen würde.

20140501 87 Mabopane Siegerehrung Jochem Joachim KamogeloZum andern habe ich Chrisna versprochen, an der Auswertung der nun einzuführenden Monatsberichte zu allen Aktivitäten wie auch an der unternehmerischen Planung Lesedi la Bathos von zu Hause aus als Sparringspartner mitzuwirken. Ich denke, auch das wird helfen, die schwierige Einführungs- und Lernphase aller zu überbrücken.

20140331 04 LLB Chrisna Ronel Jochem Loren Joachim i BüroDas wichtigste aber: Ich selbst habe gelernt, und das nicht wenig:

  • mit anderen Kulturen umzugehen (in ZA gibt es mehrere parallele Kulturen)
  • Menschen noch mehr abzuholen, wo sie mit ihren Gedanken und ihrem Wissen stehen, nicht einfach nur zu rufen: kommt!
  • dann sie zu fördern, damit sie auf dem Weg zu Neuem folgen können
  • noch mehr zuzuhören und zu beobachten
  • mit Geduld und Offenheit und im Dialog zu überzeugen
  • zu spiegeln, so dass Menschen sich selbst erkennen können
  • viel zu fragen (das ist bisher nicht meine Stärke)
  • wertzuschätzen, und zwar gemessen an der Leistungsfähigkeit und dem Vermögen des anderen, nicht an meinem Maßstab
  • Rückmeldung zu geben, auch kritische, aber immer im richtigen und freundlichen Ton
  • ganz aus eigenem Antrieb zu handeln; hier sagte mir niemand, was ich zu tun hätte; auch gab es keine Umstände, die mich zum Handeln gewungen hätten; nein, alles erfolgte aus eigenem Antrieb, ich war für die mir gestellte Aufgabe des Masterplans die alleinige Lokomotive für mich und für das ganze Team
  • Selbstdisziplin, um an der Aufgabe auch wirklich dran zu bleiben (Reisen wäre eine sehr attraktive Alternative nicht nur an den Wochenenden gewesen)
  • wirklich jeden Handgriff zur Erstellung des Masterplans selbst gemacht zu haben (zu Hause bin ich Chef und bekomme so vieles von fleißigen Köpfen und Händen erledigt!)
  • mein Englisch zu verflüssigen; neulich schrieb ich eine Mail an einen deutschen Adressaten und merkte erst auf halbem Weg, dass ich auf Englisch schrieb, so wie mein ganzes Leben hier auf Englisch abläuft
  • das Zuhause in D mehr zu schätzen: wie gut haben wir es dort, eine weitgehend intakte, wahnsinnig wohlhabende und sichere Gesellschaft mit erträglicher Spreizung zwischen arm und reich, aber mit Jammerkultur auf allerhöchstem Niveau
  • Freundlichkeit als echte Lebenshaltung zu pflegen: hier kann ich das jeden Tag erleben; die Menschen sind freundlich zueinander, und zwar ernst gemeint und nicht aufgesetzt; Freundlichkeit öffnet die Herzen und entspannt enorm, echt!
  • zu skypen und damit fast jeden Tag mit meiner Familie Kontakt zu haben; so hielten wir uns weitgehend auf dem Laufenden – was für ein Unterschied zu vor 20 Jahren!
  • zu wissen, dass mein Team zu Hause bei der Arbeit auch ohne mich zurecht kommt; das macht mich sehr stolz auf dieses Team, zu dem ich gerne zurück kehren werde

SONY DSCSONY DSCWas nehme ich persönlich von diesem Aufenthalt mit?

  • erlebte Freiheit, das zu allererst; ich war ganz mein eigener Herr; das kennen zu lernen, war schon lange mein Traum – ein tolles Erlebnis!!
  • ich habe mir einen Traum erfüllt – und das ganz auf eigene Initiative
  • ich habe so viele wunderbare Menschen kennen gelernt, die mir so viel gegeben haben, mich so viel gelehrt haben und die sich so über mein Zusammensein mit ihnen freuten
  • ich habe mir eine neue Dimension des Lebens erschlossen: die soziale Tätigkeit und zu geben, was mich so sehr erfüllt und mich viel zufriedener macht
  • ich habe besser verstanden, dass ich ganz viel kann und viel Erfahrung habe, die es wert ist, sie weiter zu geben
  • ich lebe langsamer, deutlich langsamer, und trotzdem habe ich so viel bewerkstelligt
  • ich habe dieses wunderschöne Südafrika viel besser erkundet, das Land mit seinen Gegensätzen zu allererst sehr lieben gelernt, dann und wann dazwischen aber auch Momente der Wut auf diese grenzenlose Armut und Gleichgültigkeit des Staates wie auch auf die selbstverständliche Bereicherung Einzelner empfunden
  • die Menschen hier haben mich gelehrt, meinen Glauben an Gott zu stärken, ein Glaube, der Berge versetzt

SONY DSCWie gut, dass meine Firma Sabbaticals anbietet und noch besser, dass ich die Chance nutze.

SONY DSCNun habe ich nämlich noch  5 Wochen zu Hause. Ich bin richtig froh, meine Zeit so eingeteilt zu haben, schon alleine deshalb, weil ich mit meinem Lebenstempo doch nach und nach wieder etwas europäischer werden muss, aber auch, dass ich meine Erfahrungen in Ruhe nachwirken lassen und die richtigen Schlüsse für meine weitere Lebensart ziehen kann.

SONY DSCKurz: Diese Art des Sabbaticals stellt für mich eine der besten Erfahrungen meines Lebens dar.

SONY DSCDanke an Manager für Menschen und Rays of Hope und Lesedi la Batho (Light to the People). Jochem und ich dürfen uns jetzt als Lesedi bezeichnen, das empfinde ich wie einen Ritterschlag :-)IMG_1096 (2)Danke an Chrisna, Loren und Ronel wie an das ganze Team in Mabopane, dass ich das miterleben durfte und so viel Inspiration und Ermunterung erhielt.

Danke an meine Frau Dorothea und meine Tochter Sophia, die dem langen Fernbleiben zustimmten.

Übermorgen reise ich zurück mit zwei Koffern und einem Rucksack und einem Kopf voller Erinnerungen und Erfahrungen unschätzbaren Wertes, hell erstrahlend im Glanz des Lichts (= Lesedi).

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Buchankündigung „Positiv leben“

Im Juni erscheint das Buch über die HIV/Aids-Arbeit der Brüdergemeine in Tansania: »Positiv leben«. Es enthält in Deutsch, Englisch und Kisuaheli Lebensberichte aus Ilolo. Das Buch entstand auf Initiative von Claudia Zeising, die seit mehreren Jahren in dem Projekt arbeitet und die ich während meiner eigenen Auszeit in Tansania kennen gelernt und auch mehrfach besucht habe.
„Wir begegnen Menschen aus dem Süden Tansanias, die mit dem HI-Virus infiziert sind, Menschen, die AIDS haben. Ehrlich und klar erzählen sie aus ihrem Leben. Mit ihren eigenen Worten zeigen sie uns, was es bedeutet, mit dieser Krankheit zu leben. Sie wollen nicht bemitleidet, sondern als vollwertige Mitglieder ihrer Gesellschaft anerkannt werden. Lasst euch vom Mut und Engagement dieser Menschen inspirieren.“, so Claudia Zeising. Das Buch kostet 18 Euro, von denen 5 Euro an das Projekt gehen.

Eine Leseprobe gibt es hier.

Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle!

Zur Vorbestellung…

Schlussphase meiner Beraterzeit für Lesedi la Batho und Rays of Hope

Seit vergangener Woche sitze ich über dem Schlussbericht zum Masterplan für Lesedi la Batho bzw. Rays of Hope. Damit ist die Schlussphase eingeläutet, und es hilft mir nun gar nicht mehr, die Augen davor zu verschließen: der so erfahrungs- und erlebnisreiche Aufenthalt hier in Südafrika nähert sich seinem Ende.

Einerseits macht es mir Spaß, nun (endlich) die vielen gesammelten Informationen richtig zu strukturieren, zu sortieren und nieder zu schreiben. Anderersets aber ist das bisweilen auch etwas mühsam, denn die Fülle der Themen ist groß, die inhatliche Verflechtung vielfach. Da helfen bei allem Ehrgeiz, es gut machen zu wollen, nur Geduld und Ausdauer.

Der eine Block des Masterplans wird sich mit den Erweiterungen bestehender sowie mit ganz neuen Aktivitäten befassen. Damit wird Lesedi la Batho wachsen und an Bedeutung gewinnen. Die zweite Säule beschreibt all die Maßnahmen, die notwendig sind, um Lesedi la Batho als Organisation für dieses Wachstum nachhaltig stabil zu machen. Lesedi la Batho hat mit derzeit fast 50 Mitarbeitern eine Größe erreicht, die stabile Strukturen mit klarer Arbeitsteilung und Delegation wie auch messbarem Management erfordert.

Eine besondere Freude ist, dass sowohl Chrisna und Loren als auch das Team in Mabopane mich tatkräftig unterstützen und diese Veränderung wollen. Sie sind es, die Lesedi la Batho zum besten Gemeindezentrum in einem Township der Region Gauteng, vielleicht sogar ganz Südafrikas machen wollen. Dabei hat LLB bereits heute einen guten Namen und ist gern gesehener Partner auch staatlicher Stellen.

Morgen werden wir im 5. Management-Workshop in Mabopane das für das Sponsoring wie auch fürs Management so wichtige, oft aber ungeliebte  Berichtswesen behandeln. Das messbare Planen und Steuern werden die beiden ersten ablauforganisatorischen Veränderungen sein, die jetzt eingeführt werden. Mit deren Hilfe kann Chrisna besser delegieren und darauf aufbauend nach und nach die neuen Aktivitäten starten.

Mir bleiben noch zweimal vier Arbeitstage. Das kommende Wochenende verlängere ich wie das eben zu Ende gehende (ich war im Krüger NP), um noch St. Lucia und seinen Naturpark am Indischen Ozean kennen zu lernen. Die Woche drauf werde ich bereits freitags abreisen …

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Die Zielgerade kommt in Sicht

Sechs von neun Wochen meines Aufenthalts hier in Südafrika sind nahezu vorüber. Erlebnis reiht sich an Erlebnis. Mein Erfahrungsschatz wächst täglich. Auch hielt ich schon drei Workshops zum Thema Projektmanagement und konnte dabei mit intensiven Diskussionen über die Vorgehensweisen manches meiner Erfahrung weiter geben. Die größte Herausforderung besteht für mich darin, die Köpfe der Mensche wirklich zu erreichen und ihnen Brücken zu bauen zu eigenen Lebenserfahrungen. Die Lernkultur hier ist eine andere als ich es von zu Hause gewöhnt bin: nur wenige machen sich wirklich systematisch Notizen. Meine Dokumentationen zu den einzelnen Workshops, die ich verteile und für die ich eigens für jeden einen Ordner besorgt hatte, bringen nur ca. 50% der Teilnehmer regelmäßig mit. So dauert es bisweilen, bis ich wirklich den verständigen Blick aufblitzen sehe. Und dann freue ich mich. Neulich arbeiteten wir Kennzahlen für den Output einiger Aufgaben Lesedi la Bathos heraus. Die leuchtenden Augen meiner Workshop-Teilnehmer sind meine Erfolgskennzahl!

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Mittlerweile kenne ich mich in Pretoria einigermaßen aus. Gestern am Wahlfeiertag radelte ich durch die Innenstadt. Vor den Wahllokalen hatten sich lange Schlangen gebildet, wie oben auf dem Rathausplatz zu sehen. Auch besuchte ich endlich mal den Bahnhof (s.u.), um als Bahner ein wenig Berührung mit dem hiesigen System zu bekommen. Nach allen Vorwarnungen meiner – weißen – Kollegen hier, die alle niemals die Bahn benützen, muss ich sagen, dass der Zustand ein deutlich besserer ist als erwartet.

Überhaupt ist die Sicherheitslage in Pretorias Innenstadt tagsüber nicht kritisch. Pretorias Innenstadt ist nur mittlerweile sehr fest in Händen der ohnehin sehr großen Mehrheit der Schwarzen, die anders leben als die kleine Minderheit der Weißen. Das wirkt manchmal befremdlich, weil alles viel chaotischer und schmutziger und vernachlässigter ist, aber unwohl fühle ich mich dort nicht. Die Menchen sind aufgeschlossen und neugierig, gerne zu einem Scherz aufgelegt. Freundlichkeit hilft auch hier, ganz schnell Abstände zu überwinden. Ich fühle mich in dieser Verhaltenseise sehr bestärkt!

Es gibt allerdings Gegenden in Pretoria und Umgebung, die ich besser nicht aufsuche, aber dorthin zieht mich auch nichts. Vom Auto aus habe ich da so manchen erschütternden Zustand gesehen bis hin zu Straßenschildern, die vor Überfällen warnen.20140507 09 Pretoria Bahnhof

Die Wochenenden nutze ich gerne und fast immer zu Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung. Am liebsten suche ich Parks mit Wildtieren auf. Daran kann ich mich nicht satt freuen.

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Diese Pausen brauche ich auch, um meine Gedanken und Eindrücke zu sortieren. Immer noch regen mich manche Erlebnisse sehr zum Nachdenken an. Auch die langen Autofahrten zu den Zielen eignen sich bestens für solch gedankliche Sortierarbeiten.

Das sich zunehmend heraus bildende Kaleidoskop-Bild aus den strukturellen Bausteinen des Masterplans, aus den Aktivitäten und den Möglichkeiten wie auch den Notwendigkeiten der Veränderung und des Wachstums von Lesedi la Batho beschäftigt mich zunehmend intensiv. Ja, die Zielgerade kommt schon in Sicht, auf der ich dann alles zusammen schreiben und in die in sich schlüssige Form bringen werde.

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Das Bild unten zeigt Chrisna, Loren und mich auf dem Empfang der schwedischen Botschaft anlässlich des 20. Jahrstages der freien Demokratie in Südafrika und der diesen Prozess fördernden Zusammenarbeit zwischen Schweden und Südafrika. Hintergrund: Eine schwedische Einrichtung gehört zu den Sponsoren Lesedi la Bathos.

Es gibt also viele Gründe, diese meine Auszeit als einmalig zu bezeichnen und weiterhin intensiv zu genießen!
20140429 05 Pretoria Schwed Botsch Chrisna Loren Joachim