Zwei Monate Buenos Aires - schon seit ich vor Jahren auf einer Reise
nach Argentinien ein paar Tage Halt in der Hauptstadt gemacht hatte
war es mein Traum ein paar Wochen länger zu bleiben. Dabei mit einer
Freiwilligenarbeit meine Zeit sinnvoll zu füllen - perfekt.
Über eine Bekannte aus Córdoba hatte ich ein Zimmer zur Untermiete
gefunden. Vom Stadtteil Belgrano aus in die Innenstadt mit dem Bus war
es jeden Tag eine kleine Odyssee, denn das Bussystem in Buenos Aires
ist etwas undurchsichtig: jede Linie hat ihre eigene Haltestelle, d.h.
man muss wissen wo man aus- und einsteigen muss. Und es gibt hunderte
von Linien. Die richtige Haltestelle in der Nähe meiner Wohnung hatte
ich schnell gefunden. Beim aussteigen hatte ich es allerdings nach
fünf Wochen immer noch nicht geschafft den richtigen Zeitpunkt
abzupassen und hatte jeden Morgen ein paar Meter mehr zu laufen las
nötig.
In der Stiftung konnte ich nach wenigen Tagen gleich mein erstes
Projekt übernehmen. Das Jahresabschlussfest der Schulen, die am
Recycling-Programm teilnahmen, musste organisiert werden. 200 Schüler
mussten in verschiedene Workshops organisiert werden, die sich mit der
kreativen Nutzung von Müll beschäftigten. Außerdem stellten die Schüler
ihre Werke aus, die sie im Laufe des Schuljahres erstellt hatten: Möbel
aus PET-Flaschen, Untersetzer aus gewebten Papierstreifen oder Taschen
aus gebügelten Plastiktüten - die Resultate waren genauso vielfältig
wie die verwendeten Materialien.
Die Feierabende und Wochenenden konnte ich ausgiebig nutzen um Buenos
Aires und die Umgebung zu erkunden. In Córdoba liess ich mich in die
lokale Grillkultur einweisen und versuchte mich später selbst im Braten
großer Fleischstücke. Ich lernte: ein Metzger verkauft Grillfleisch nur
am Stück und ungern weniger als ein Kilo. Also: Beilagen reduzieren.
Auch das Mate trinken hatte ich schnell intus. Ob morgens im Büro mit
Kollegen oder abends zu Hause - die frisch aufgebrühte Yerba war immer
zur Hand. Von meiner Mitbewohnerin bekam ich zum Abschied meinen
eigenen Mate - aus Silikon nicht gerade traditionell, aber auf Reisen
unheimlich praktisch.
Zwei Monate in Buenos Aires vergingen viel zu schnell. Gerade als mich
die Frau vom Gemüseladen und vom Bäcker mit Namen begrüßten, musste ich
auch schon wieder die Koffer packen. Außer einem ordentlichen Schub im
Spanischen haben mich die Wochen auch viel Nachsicht gelernt: nicht zu
verzweifeln, wenn der Bus (der natürlich keinen Fahrplan hat) nicht
kommt und geduldig zu bleiben, wenn deutsche Effizienz auf
argentinisches "mañana" trifft.
Ein Bild dass mich in meinen Arbeitsalltag begleiten wird: die
fröhliche Stimmung mit der die Arbeiter am Förderband per Hand die
Recyclingstoffe aus dem nie endenden Müll sortierten. Das lehrt einen
Demut wenn man das nächste Mal an langweiliger Büroarbeit verzweifelt.