Zurück bei Lesedi
Was für ein Begrüßung!
Unser Berater auf Zeit Joachim ist zurück bei Lesedi la Batho in Pretoria. Nicht nur er freut sich darüber, sondern auch das gesamte Team in Mabopane!
Was für ein Begrüßung!
Unser Berater auf Zeit Joachim ist zurück bei Lesedi la Batho in Pretoria. Nicht nur er freut sich darüber, sondern auch das gesamte Team in Mabopane!
Unsere Beraterin auf Zeit Anke ist seit Anfang Juni in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos. Ein Kurzzeitaufenthalt von 3 Wochen, der eventuell Weichensteller für einen längeren Aufenthalt in der zweiten Jahreshälfte sein wird?
Dank den heutigen technischen Möglichkeiten sind wir mit Anke in regelmäßigem Kontakt. Heute morgen haben uns nun auch die ersten Bilder erreicht.
Vielen Dank für einen kurzen Einblick Anke!
„Life begins at the end of your comfort zone“, dieser Spruch begleitet mich schon seit meiner Ankunft hier in Burkina Faso. Das Land gehört zu einem der ärmsten der Welt und ist doch so schön, spannend und eine Herausforderung zu gleich. Einer davon stelle ich mich gerade sehr gerne: die Länderorganisation für „OneDollarGlasses“ aufzubauen und alleine „lebensfähig“ zu machen. Die Aufgaben reichen dabei von der anstehenden NGO-Registrierung über die Organisation von Verkaufskampagnen bis hin zu der Qualitätssicherung der von Burkinabé lokal hergestellten Brillenfassungen. Wahnsinnig viele Themen für einen „Schnupperaufenthalt“ von 3 Wochen und ganz viel Lust wiederzukommen, was auf alle Fälle auch an der Herzlichkeit der Menschen hier liegt. Die Bilder sprechen da wohl für sich.
Danke an Manager für Menschen und das Team von OneDollarGlasses, dass ihr mir diese so schöne und intensive Erfahrung ermöglicht habt!
… und da war er wieder dieser spezielle Geruch, den ich nicht wirklich beschreiben kann. Eine Mischung aus Staub, Sonne, verbranntem Unrat, aus Großstadt, Lebensfreude und wieder zuhause ankommen. Den Geruch den ich seit 1,5 Jahren vermisst habe. Endlich wieder in Tanzania, endlich wieder in Dar. Für zwei wunderbare Wochen, die viel zu schnell vorbei gegangen sind…und die voller schöner Momente waren.
Es fällt mir im Hinblick auf das setting fast schwer von Arbeit zu reden. Aber nichts anderes waren die zwei Wochen…Dennoch, 30 Grad, kurze Hose, kurzes Shirt bis einen die Moskitos am Abend aufgefressen haben, mit boda-boda, dala-dala und Fähre zum Projektort, ein Feierabend-Serengeti am Mikadi-Beach und traumhafte Sonnenuntergänge lassen das Thema Arbeit irgendwie in einem anderen Licht erscheinen. Ich habe viel Zeit in meinem alten Projekt verbracht, mir einige neue Projekte angeschaut, einen Kooperationspartner getroffen und für einen deutschen Projektträger eine Projektevaluation gemacht. Und ich konnte Susi, die gerade als Beraterin auf Zeit die nächsten 2 Monate ein Community-Projekt in Kigamboni/ Dar-es-Salaam unterstützen wird, in ihren ersten Tagen vor Ort begleiten.
Ich habe viele alte Bekannte und Freunde wieder getroffen und neue Leute kennen gelernt, die mir meine Abreise letzten Freitag nicht gerade leicht gemacht haben.
Der schönste Moment war jedoch, als ich meine kleine Naa wieder in die Arme schließen konnte. Naa hatte ich 2009 bei meinem eigenen Einsatz als Beraterin auf Zeit gleich am ersten Tag kennen gelernt. Mit ihren Eltern und ihrem größeren Bruder hat sie neben unserem Projektbüro gewohnt und wir hatten schon damals jede Menge Spaß. Nach fast 5 Jahren haben wir nun einen wunderbaren Nachmittag zusammen verbracht und aus dem kleinen schüchternen Mädchen von damals ist nun eine selbstbewusste 10-jährige geworden, die fleißig in die Schule geht und gerne Pilotin werden möchte.
Viele Bilder gibt es leider dieses Mal nicht. Naja, sagen wir mal so, es gibt sie, irgendwo in Kimbiji, aber nicht bei mir. Das erste Mal in 42 Jahren bin ich tatsächlich am helllichten Tag überfallen worden und der Typ hat meine Kamera mitgenommen. Ich habe genau das gemacht, was ich in unseren Vorbereitungsseminaren immer wieder predige: „Keine langen Spaziergänge am Strand, schon gar nicht alleine und schon gar nicht mit Wertsachen…“. Naja…Wakati shiti hits shabiki…when the shit hits the fan…Kamera weg und ein paar Kratzer am Arm…schade um die Bilder…aber mir ist nichts passiert. Das ist die Hauptsache.
Daher Danke an die freundlichen Spender der meisten der hier nun gezeigten Bilder.
Wenig Bilder im Gepäck, dafür aber ein paar spannende neue Einsatzmöglichkeiten für ein Social Sabbatical:
Die Ausschreibungen dazu werde ich die nächsten Tage fertig machen und nach und nach hochladen. Lust auf ein Social Sabbatical? Dann bewirb dich unter info@managerfuermenschen.com
Mich hat das Fieber jedenfalls wieder gepackt und ich könnte mir durchaus vorstellen, in eines der Projekte selbst als Beraterin auf Zeit zu gehen. Mal schauen, wie ich das zeitlich unterbringen kann. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Die nächsten Tage und Wochen werden spannend!
Susi reist am 3. Juni für 8 Wochen nach Dar-es-Salaam in Tanzania, um dort in einem Community-Projekt in der Administration mit ihrem Wissen zu unterstützen.
Nur 3 Tage später geht Anke’s Flieger nach Ouagadougou in Burkina Faso. Sie wird dort die Länderorganisation eines größeren Projektträgers, der sich im Gesundheitsbereich engagiert, mit aufbauen.
…und für mich heisst es „Karibu tena Tanzania!“. Fast fertig gepackt, reise ich morgen ausnahmsweise mit großem Gepäck. Büromaterial, Solarlampen, aber auch ein paar Mitbringsel für Freunde und Bekannte. Der Besuch meines „alten“ Projekts steht auf dem Programm, eine Projektevaluation für einen deutschen Projektträger und pre-checks mehrerer neuer Projekte, so dass ich dann hoffentlich ein paar spannende Aufgaben für neue Berater auf Zeit mitbringen werde.
@ Susi und Anke:
Ich wünsche euch eine wunderbare Zeit und einen guten Start im Projekt. Geniesst euer Social Sabbatical, taucht ein in die fremde Kultur und kommt mit vielen neuen und wertvollen Eindrücken zurück. Wir freuen uns über eure Blog-Beiträge!
Sandra hat für elf Wochen ihren Arbeitsplatz in einer Werbeagentur gegen eine Stelle als Projektmanagerin in einer sozialen Investmentfirma in Südafrika getauscht. Warum sich dieser Perspektivwechsel lohnt, hat sie für uns aufgeschrieben.
„Sandra, keine Henne scharrt umsonst.“ Das war die Reaktion meines Großvaters, als ich ihm erzählte, dass ich für einige Wochen unbezahlten Urlaub nehme, um ehrenamtlich in Südafrika zu arbeiten. Mein Plan war für ihn vollkommen unverständlich. Seine Antwort darauf für mich ebenso. Ich wollte ein neues Abenteuer und Arbeitserfahrung außerhalb des bekannten Büroalltages sammeln. Und nicht zuletzt: Zeit in Südafrika verbringen. Das Land, in das ich mich verliebt hatte, als ich vor vier Jahren das erste Mal nach Kapstadt reiste. Für mich waren das ausreichend Gründe, um mit der Planung meines Social Sabbaticals zu starten.
Gesagt. Getan. Bei der Suche nach der passenden Tätigkeit half mir das Beratungsunternehmen „Manger für Menschen“, welches mich auf eine Stelle als Projektmanagerin bei Heart Capital, einer sozialen Investmentfirma, aufmerksam machte. Nach einem Skype-Interview mit der Co-Gründerin war schnell klar: Heart Capital und ich passen gut zusammen. Die Investmentfirma finanziert und baut in den Townships rund um Kapstadt kleine Unternehmen auf. Das Portfolio ist vielfältig, drei Themen stehen aber immer im Vordergrund: Zugang zu gesunden Lebensmitteln, Umweltschutz und Förderung von Unternehmertum. Es geht nicht um Charity, sondern darum, profitable Unternehmen in den benachteiligten Communities nachhaltig zu etablieren. Das gefiel mir besonders gut.
Der Tag der Abreise war schnell gekommen. Einige Kollegen hatten sich bereit erklärt, meine Projekte in der Agentur vertretungsweise zu übernehmen. Meine Wohnung in Berlin war untervermietet und ein kleines Apartment in Kapstadt gefunden. Das Abenteuer konnte beginnen.
Der erste Arbeitstag in Südafrika gleich die erste große Herausforderung: Die richtige Aussprache der Xhosa-Namen meiner neuen Kollegen. Klingt einfach, ist es aufgrund zahlreicher unterschiedlicher Klicklaute der Xhosa-Sprache aber nicht. Von Peter, dem Gründer von Heart Capital, erhielt ich eine ausführliche Einweisung in alle Projekte und fuhr am Ende des Tages mit einer langen To-Do-Liste für die nächsten Wochen nach Hause. Peter hatte 15 Jahre lang an der Börse in Johannesburg als Investmentbanker gearbeitet, bevor er sich entschloss, Heart Capital in Kapstadt aufzubauen. Den Anzug hatte er abgelegt, das Arbeitstempo der Börse nicht. Daher hatte es Heart Capital auch geschafft, innerhalb kürzester Zeit im Township Philippi vier kleine Unternehmen zu gründen. Alle Unternehmen sind örtlich und organisatorisch an einem zentralen Ort, dem sogenannten “Social Innovation Hub“, gebündelt. Der Hub in Philippi ist so erfolgreich, dass Heart Capital zwei weitere Hubs in benachbarten Townships aufbauen konnte.
Meine Aufgabe war es, organisatorische Abläufe und Prozesse für die Unternehmen zu entwickeln, die auf alle Standorte übertragen werden können. Das Ziel von Heart Capital ist es, “Social Innovation Hubs“ in einem Franchise-System über ganz Südafrika verteilt aufzubauen.
Für den Standort in Philippi habe ich das operative Management übernommen, um zu überprüfen, ob die Prozesse sinnvoll und für alle im Team praktikabel sind. Zudem habe ich zusammen mit meinen Kollegen in Deutschland Marketingmaterialien für eines der Unternehmen entwickelt.
Ich habe in den elf Wochen bei Heart Capital viel über die Herausforderungen und Chancen von Social Entrepreneurship in Südafrika gelernt. Vor allem aber habe ich erlebt, dass der persönliche und berufliche Erfolg hauptsächlich von einem Faktor abhängt: der eigenen Motivation. Keiner meiner Kollegen im Township hatte einen Universitätsabschluss, einige von ihnen waren kaum länger als fünf Jahre zur Schule gegangen. Aber sie haben an ihr Unternehmen und an ihre eigene Fähigkeit, dieses erfolgreich zu führen, geglaubt. Motivation, Kreativität und Durchhaltevermögen versetzen Berge. In den südafrikanischen Townships, genauso wie bei uns zu Hause in Deutschland. Das Wichtigste dabei ist, dass jeder von jedem lernen kann; egal ob jung oder alt, ob reich oder arm, ob schwarz oder weiß. Sicher habe ich mit meinen Projektmanagementkenntnissen die Organisation der Unternehmen verbessern können, aber ohne die Begeisterungsfähigkeit meiner Kollegen vor Ort hätten meine Excel-Listen niemals den Eingang in den Arbeitsalltag gefunden. Ein afrikanisches Sprichwort besagt „Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Aber wenn du weit gehen willst, geh mit anderen“. Diese Philosophie des Gemeinsinns, die man in Südafrika als „Ubuntu“ bezeichnet, steht sicher oft im Gegensatz zu unserer individualisierten Leistungsgesellschaft. Ich habe in meiner Zeit in Südafrika gelernt, dass der Erfolg eines Teams oft sehr viel nachhaltiger ist, als der eines Einzelkämpfers.
Habe ich also „umsonst gescharrt“, wie mein Opa sieben Monate zuvor am sonntäglichen Mittagstisch behauptete? Nein! Ganz sicher nicht.
Zwei Monate Buenos Aires - schon seit ich vor Jahren auf einer Reise nach Argentinien ein paar Tage Halt in der Hauptstadt gemacht hatte war es mein Traum ein paar Wochen länger zu bleiben. Dabei mit einer Freiwilligenarbeit meine Zeit sinnvoll zu füllen - perfekt. Über eine Bekannte aus Córdoba hatte ich ein Zimmer zur Untermiete gefunden. Vom Stadtteil Belgrano aus in die Innenstadt mit dem Bus war es jeden Tag eine kleine Odyssee, denn das Bussystem in Buenos Aires ist etwas undurchsichtig: jede Linie hat ihre eigene Haltestelle, d.h. man muss wissen wo man aus- und einsteigen muss. Und es gibt hunderte von Linien. Die richtige Haltestelle in der Nähe meiner Wohnung hatte ich schnell gefunden. Beim aussteigen hatte ich es allerdings nach fünf Wochen immer noch nicht geschafft den richtigen Zeitpunkt abzupassen und hatte jeden Morgen ein paar Meter mehr zu laufen las nötig. In der Stiftung konnte ich nach wenigen Tagen gleich mein erstes Projekt übernehmen. Das Jahresabschlussfest der Schulen, die am Recycling-Programm teilnahmen, musste organisiert werden. 200 Schüler mussten in verschiedene Workshops organisiert werden, die sich mit der kreativen Nutzung von Müll beschäftigten. Außerdem stellten die Schüler ihre Werke aus, die sie im Laufe des Schuljahres erstellt hatten: Möbel aus PET-Flaschen, Untersetzer aus gewebten Papierstreifen oder Taschen aus gebügelten Plastiktüten - die Resultate waren genauso vielfältig wie die verwendeten Materialien. Die Feierabende und Wochenenden konnte ich ausgiebig nutzen um Buenos Aires und die Umgebung zu erkunden. In Córdoba liess ich mich in die lokale Grillkultur einweisen und versuchte mich später selbst im Braten großer Fleischstücke. Ich lernte: ein Metzger verkauft Grillfleisch nur am Stück und ungern weniger als ein Kilo. Also: Beilagen reduzieren. Auch das Mate trinken hatte ich schnell intus. Ob morgens im Büro mit Kollegen oder abends zu Hause - die frisch aufgebrühte Yerba war immer zur Hand. Von meiner Mitbewohnerin bekam ich zum Abschied meinen eigenen Mate - aus Silikon nicht gerade traditionell, aber auf Reisen unheimlich praktisch. Zwei Monate in Buenos Aires vergingen viel zu schnell. Gerade als mich die Frau vom Gemüseladen und vom Bäcker mit Namen begrüßten, musste ich auch schon wieder die Koffer packen. Außer einem ordentlichen Schub im Spanischen haben mich die Wochen auch viel Nachsicht gelernt: nicht zu verzweifeln, wenn der Bus (der natürlich keinen Fahrplan hat) nicht kommt und geduldig zu bleiben, wenn deutsche Effizienz auf argentinisches "mañana" trifft. Ein Bild dass mich in meinen Arbeitsalltag begleiten wird: die fröhliche Stimmung mit der die Arbeiter am Förderband per Hand die Recyclingstoffe aus dem nie endenden Müll sortierten. Das lehrt einen Demut wenn man das nächste Mal an langweiliger Büroarbeit verzweifelt.
Letzten Samstag haben wir den Abschied von Namaste gefeiert. Ich und die meisten meiner Volontäreskollegen werden in den nächsten Tagen zurück nach Hause fliegen.
Wir haben überlegt, was wir organisieren könnten, um den Kids eine Freude zu machen. Kino, Bootsausflug, Fußballspielen? Das alles hatten wir schon. Deswegen haben wir entschieden, zur Abwechslung für einen ganzen Tag besonderes Essen zu sponsern. Wir haben die Hausmutter gefragt, was die Kids sehr gerne mögen, aber normalerweise nicht bekommen. Und die Antwort war….Pommes! Das zeigt mir schon wieder, dass die Kinder auf der ganzen Welt irgendwie ähnlich sind ;-).
Also haben wir über 10 Kilo bester Kartoffeln auf dem Markt gekauft und geschält und geschnitten wie die Weltmeister!
An unserem Abschiedstag gab es natürlich nicht nur Pommes, sondern auch kiloweise bestes Hähnchenfilet, Austernpilze, Reis mit Kokosstückchen und Nüssen, Früchteauswahl, Schokolade und vieles mehr.
Laxmi, unsere tolle Köchin, hat aus allem, was wir eingekauft haben, ein leckeres Essen gezaubert. Und das für 60 Leute!
Ja…..dieses Gefühl der tiefen Zufriedenheit, das wahrscheinlich die meisten Eltern kennen, wenn ihre Kids glücklich am Tisch sitzen und die vorbereiteten Speisen verschlingen. Bei Namaste hatte ich das Gefühl fast immer, wenn ich den Kindern beim Essen zugeschaut habe. Keine Ahnung warum, da nicht ich die Köchin war…
An diesem speziellen Tag war es uns wichtig, dass es keine Rationierung gibt und die Kids von allen Speisen soviel bekommen, wie viel sie schaffen können. Ich musste so lachen, als unser dünne Umehs (im Bild oben der Junge in dem weißen Shirt) nach dem Essen zu mir kam, auf seinen voll gefüllten, „schwangeren“ Bauch zeigte und zufrieden sagte: Auntie…two babies :-) :-) :-)
Aber es gab nicht nur das Essen. Auch für die Unterhaltung haben wir gesorgt und ein Torwandschießen-Wettbewerb organisiert. Die Wand haben meine Kollegin Sofia und ich bei einem Handwerker um die Ecke bestellt, damit die Jungs ihre Schießtechnik trainieren können.
Bei unserem Wettbewerb hatte jedes Kind 6 Schüsse frei. Die Drei mit den meisten Treffern haben tolle Preise gewonnen. Für die Verlierer gab es jeweils eine Tafel Schokolade…
In ein paar Tagen werden wir schweren Herzens Abschied voneinander nehmen. Es ist an der Zeit, ein Fazit zu ziehen.
Was hat mein Aufenthalt hier also gebracht?
Als „Berater auf Zeit“ konnte ich der Organisation mit meinem Marketing-Wissen sicherlich etwas helfen. Die Unterlagen, die ich mit der wunderbaren Hilfe von meinen ehemaligen Kollegen für die Europareise von Visma vorbereitet habe, kommen bei den Leuten dort sehr gut an.
Auch die „Walk for Kids 2015“ Aktion, die wir zusammen entwickelt haben, findet jetzt schon viel Gefallen. Übrigens – eine tolle Geschenkidee für Weihnachten :-) . Für 50 Euro kann man einen virtuellen Teil des Walks erwerben und mit etwas Glück ein echtes Annapurna-Trekking mit den Kids in Oktober 2015 gewinnen. Das eingesammelte Geld wird ausschließlich für Essen, Kleidung und Ausbildung der Kinder von Namaste Children’s House ausgegeben.
Für mich war es interessant zu erleben, wie man ohne einen einzigen Euro an Marketing-Budget doch einiges auf die Beine stellen kann. Natürlich in einer anderen Qualität, als in den großen Marketingabteilungen, aber der „Hand-Made-Look“ hat auch seinen Charme.
Konnte ich „die Welt“ verändern?
Nein! Es war auch nicht meine Absicht, als ich hier herkam. Ich habe den Kindern etwas Unterhaltung geboten und etwas Geld gespendet. Alles wie „ein Tropfen auf den heißen Stein“.
Aber ICH habe hier viel Energie und Kraft getankt. ICH habe viel über mich selbst erfahren. ICH habe begriffen, was für ein „auserwähltes Leben“ wir in Deutschland führen dürfen.
Ich frage mich jetzt, so kurz vor Weihnachten, ob ich jemals wieder mit leichter Hand soviel Geld für das Spielzeug für meine Neffen ausgeben kann, das nach ein paar Tagen sowieso in der Ecke landet, wenn ich weiß, dass die vielen Kinder, die ich so lieb gewonnen habe, so wenig haben…
Die Welt hier hat MICH verändert. Wie sehr?…. Das werden meine Familie und Freunde zuhause sicherlich viel besser beurteilen können.
Ich war auf einem 10-tägigen Trekking zum Annapurna Base Camp. So richtig „komfortabel“ mit einem Guide und einem Träger. Und nein, ich hatte kein schlechtes Gewissen, weil jemand meine Sachen getragen hat. Ich wusste, dass Sawa – unser Helfer – mit solchen Touristentouren viel mehr Geld verdient als mit seinen sonstigen Jobs. Es passte also.
Aber ich will heute nicht unbedingt über das Trekking sprechen, auch wenn Sawa eine Rolle in meinem Beitrag spielen wird.
Sawa ist ca. 35-40 Jahre alt. Vater von zwei Kindern – 1 und 4 Jahre alt. Zwei Jungs. Sawa ist nett. Er hat sich wunderbar um uns und unsere Sachen gekümmert. Dabei immer ganz freundlich gelächelt. Und am Ende von unserem Trek fragte mich der nette Sawa ganz ernst, ob ich seine Kinder in unserem Waisenhaus unterbringen kann….WAS FÜR EIN SCHOCK!!!
Bis zu diesem Zeitpunkt waren für mich die Eltern, die ihre Kinder in die Waisenhäuser abschieben, seelenlose Monster. So gar nicht ähnlich dem herzlichen und fleißigen Sawa…
Als Visma vor 11 Jahren das Namaste Children’s House gegründet hat, gab es außer seinem nur 2 andere Waisenhäuser in Pokhara. Jetzt gibt es mehr als 70 davon!
Man kann sich dem Eindruck nicht erwehren, dass es jetzt mehr um ein Geschäft, als um humanitäre Hilfe für die Waisen geht. Manche Eltern wollen ihre Kinder in ein Waisenhaus schicken, wie bei uns auf ein gutes Internat. Nur dass man dafür kein Schulgeld bezahlen muss. Die Ausbildung, Verpflegung und Unterkunft werden einfach durch die internationalen Spenden finanziert…Das ist irgendwie nicht der Sinn der Sache.
Was tun also?
So gesehen wollen diese Eltern auch nur das Beste für ihr Kind. Und das ist nicht ironisch gemeint. Ich bin fest überzeugt, dass es auch Sawas Absicht war, als er mich gebeten hat, seine Kinder mit nach Pokhara zu nehmen…
Was läuft falsch in Nepal? Was muss sich ändern, damit Waisenhäuser nicht als bessere Alternative zum Leben in der eigenen Familie gelten?
Die nepalesische Regierung hat dieses Problem erkannt und ein Gesetzt erlassen, das die Eröffnung weiterer Waisenhäuser und die Aufnahme neuer Kinder deutlich erschwert. Eine Lösung ist es sicherlich nicht!
Was Hoffnung macht, sind die Privatinitiativen, wie diese von Visma mit dem Namaste Community Support Centre. Er will das Übel an der Wurzel packen und gleich da bekämpfen, wo es entsteht. Also auf dem armen, unterentwickelten, ungebildeten Land. Da wo das Kastensystem mit seinen strengen Regeln viele zu Verzweiflungstaten zwingt und verwitwete oder verlassene Mütter so gut wie keine Chance haben, für ihre Kinder zu sorgen.
Wenn die nepalesische Dorfbevölkerung stärker wird, dann wird auch Nepal stärker – das ist „Vismas Vision“.
Das erste Namaste Community Support Centre entsteht gerade in Ghachowk, einem Dorf ca. 17 km von Pokhara entfernt – was bei diesen Straßenverhältnissen fast 1,5 Stunden abenteuerliche Autofahrt bedeutet.
Unter enger Einbeziehung der lokalen Bevölkerung will Visma in Ghachowk ein Beispiel für die zukünftige Entwicklung in Nepal setzen. Auf einem 26.000 qm großen Stück Land sollen ein Heim, ein Beratungs- und ein Schulungszentrum für die bedürftigen Frauen und Kinder aus der Region enstehen.
Mehr als die Hälfte des Grundstücks in Ghachowk soll für die einkommen-bringende Landwirtschaft genutzt werden. Einerseits um die Organisation weniger abhängig von den Hilfsgeldern zu machen, anderseits um die Dorfbevölkerung darin zu schulen, wie man ökologische und effiziente Landwirtschaft betreiben kann.
Visma möchte später seine Namaste-Kinder aus der Stadt raus und aufs Land bringen. Sie sollen in einer Dorfgemeinschaft aufwachsen, nützliches Handwerk erlernen und als junge Erwachsene und Vorbilder in ihre Dörfer zurückgehen, um von dort aus die Entwicklung voranzutreiben.
Die Idee ist sehr gut, aber nicht einfach in der Umsetzung. Der Weg dorthin lang und teuer. Mit dem Kauf eines symbolischen Ziegelsteines für 50 Euro kann man aber schon jetzt „Vismas Vision“ unterstützen.
Und Sawa? Nachdem ich ihm erklärt habe, dass Waisenhäuser für die Kinder sind, die keine Eltern haben, hat er kurz nachdenklich genickt und dann geschwiegen. Als wir nach dem Trekking zurück in Pokhara waren, habe ich ihn auf eine Shopping-Tour mitgenommen. Die Riesenfreude auf seinem Gesicht, als wir eine warme Winterjacke für seinen älteren Sohn gekauft haben, hat mir bestätigt, dass er doch ein liebender Vater ist…