Als Beraterin auf Zeit in Namibia

Berater auf Zeit – was ist das eigentlich? Was macht man so? Welche Aufgaben hat man? Und wie schaut ein Tag im Leben eines Beraters auf Zeit aus?

Christine Stockmann, die für den Verein Make Change Possible e.V. im Sommer 2016 in Namibia war nimmt uns mit nach Mayana…

 

Danke an Christine Stockmann und Make Chance Possible e.V., dass wir den Film nutzen dürfen!

Weihnachten in Peru

Schöne Grüße von unserer Beraterin auf Zeit Doris aus Peru:

Die Weihnachtsstimmung kommt bei mir hier nicht wirklich auf, denn seit 2 Tagen scheint ungebrochen die Sonne. Zwar ist es auf 1.800 m nicht so heiß, aber in der Sonne könnte ich definitiv kurze Hosen tragen. Ich bin gespannt wie Weihnachten hier ablaufen wird. Da ich noch im Projekt mit einigen Mitarbeitern bin, wurde ich von 2 Consejeras (Erzieherinnen unserer 33 Jungs) zu Weihnachten eingeladen. Wir treffen uns morgen Abend um 20.00 Uhr in Oxapampa (kleines Städtchen mitten im Regenwald) und verbringen die Noche Buena (Heiligabend) gemeinsam. Ich bin gespannt wie es ablaufen wird und werde euch berichten … Nun aber erst einmal FELIZ NAVIDAD y BUEN ANO NUEVO. Doris

Elisabeth in Tansania – Karibu Tansania

Karibu Tansania hat in diesem Jahr guten Anklang gefunden. Auch Elisabeth hat sich auf das Abenteure Tansania eingelassen und gemeinsam hatten wir viel Spaß!

 

Liebe Elke,
ganz herzlichen Dank für die umfassende Begleitung und Betreuung vor, während und nach meines Aufenthalts.

Mir hat die Zeit mit Dir in Daressalam persönlich sehr viel gebracht, besonders gut fand ich Deine durchgängig perfekte Organisation unter außerordentlich erschwerten Bedingungen. Deine Strategie, den Wert der empfangenen Leistungen permanent mit der zu erbringenden Gegenleistung zu verhandeln, ist zwar für uns ungewohnt, jedoch ein für mich perfektes Vorbild für eine erfolgreiche Vorgehensweise auch im größeren Zusammenhang, insbesondere natürlich als Ansatz für die eigene Vorgehensweise bei Aufnahme der von Dir vermittelten Tätigkeiten. Am besten gefallen hat mir der Besuch im KCC und das Kochen mit den Burschen. An meine eigenen Grenzen hat mich die Argumentation eines Projektträgers gebracht, der mich mit seiner Anspruchshaltung erschreckt hat.
Ich hätte gerne, egoistischerweise, ein Projekt gesehen, das als erfolgreicher Selbstläufer zeigt, dass es auch ohne permanente Kontrolle und Anschieben mit endlosen Verhandlungen funktioniert. Aber vielleicht war das ja auch Teil Deines Plans, um allzu hochfliegende Erwartungen auf den Boden der Tatsache zu befördern.
Nochmal ganz herzlichen Dank für Deine Mühen und Deine Zeit, ich hab es sehr genossen.

Elisabeth

 

Liebe Elisabeth,
schön, dass du hier warst! Auch ich habe es sehr genossen!
Wer auch einmal Lust auf ein sicheres Abenteuer hat: ab Ende Januar bis bis Mitte April 2017  heisst es wieder Karibu Tanzania!

Good bye Lesedi La Batho

6 Monate wollte er bleiben, dann sind es 8,5 Monate geworden. Unser Berater auf Zeit Philipp zieht am Ende seines Einsatzes ein Resümee:

 

Good bye Lesedi La Batho – Abschlussbericht

Mein Mandat als ‚Berater auf Zeit‘ bei Lesedi La Batho in Südafrika endet nach total 8.5 Monaten. Ich blicke auf eine sehr aufschlussreiche Zeit.

In meinem Halbzeitbericht vom Juli habe ich berichtet über den Fortschritt bei Lesedi. In den ersten vier Monaten haben wir viel eingeführt, umstrukturiert und optimiert. Es kamen Abhängigkeiten an meine Person auf und daher standen die letzten drei Monate eher im Zeichen der Nachhaltigkeit und Übergabe. Hierfür passten wir das Organigramm an, verstärkten das Team in Mabopane mit einer erfahrenen Managerin, tauschten zwei Mitarbeiter aus und schulten / arbeiteten die optimierten Abläufe sauber ein.

Im Oktober hat dann das neue Team gezeigt was es kann. Erstmals wurden fast alle operativen Ziele und KPIs erreicht und gleichzeitig war das 5 Jahres Jubiläum ein super Erfolg (siehe den Bericht von Joachim). Mittels einer neuen Lesedi Broschüre haben wir die Veränderungen an unsere wichtigsten Geldgeber kommuniziert und Lesedi’s Wirkung mittels Zahlen, Fakten und einem tollen Film von Amai kristallklar darstellen können.

Anfangs November folgten dann die Farewells und ich musste von den vielen mir ans Herz gewachsenen Menschen in Mabopane und Pretoria Abschied nehmen. Einmal ein Lesedi – Immer ein Lesedi!

Etwas mehr möchte ich nun über meine Zeit bei Lesedi bezüglich meiner persönlichen Weiterentwicklung berichten, schliesslich steht ja ausser Frage, dass ein solches Sabbatical alles andere als selbstlos ist.

No shit Sherlock – Ich denke mein Aufenthalt in dieser mir kulturell fremden Region hat mich gelehrt ein besserer Zuhörer zu sein. Oft setzte ich Dinge voraus, welche nach meinen Werten richtig und angebracht waren – hier jedoch keine Gültigkeit hatten. Ich habe gelernt mehr aufzunehmen und viel mehr auf Details und Gemütszustände zu achten.

Screw it lets do it – Grundsätzlich wohl fühlte ich mich, wenn ich die Zukunft planen und strukturieren konnte. Schnell habe ich aber lernen müssen, dass die Planungssicherheit aufgrund mangelnder Infrastruktur und Disziplin in Afrika nicht gegeben ist. Oft macht es daher Sinn, einfach mal etwas zu versuchen und schauen, wie es sich entwickelt. Gleiche Herangehensweise hat durchaus seine Berechtigung in der Schweiz: aus irgendwelchen Gründen verbleibt man im Planen und Zögern statt einfach zu handeln und damit vieles ins Rollen zu bringen.

All or nothing – Hinter allen Aktivitäten von Lesedi steht Herzblut und Leidenschaft. Entweder man geht etwas an oder man lässt etwas komplett bleiben. Gleicher Grundsatz gilt bei der Rekrutierung der Mitarbeiter. Von allen ist verlangt, dass sie sich extrem mit dem NGO identifizieren. Wer (nur) Geld verdienen will, hat keinen Platz.

We rise by lifting others – Ich musste lernen, dass viele Menschen für ihr Unglück nicht verantwortlich gemacht werden dürfen. Zum Beispiel sind die Grund- und Sekundarschulen in Südafrika in den Townships extrem schlecht und viele Menschen absolvieren ihre Jugend damit alles richtig gemacht zu haben. Trotzdem aber bleibt ihre Zukunft komplett aussichtslos. Diese Menschen sind auf unsere Hilfe angewiesen. Diejenigen die das Privileg haben zu wissen, haben die Verantwortung zu handeln.

Who are you to judge – Während meinen Reisen in Süd – und Südostafrika habe ich die verschiedensten Menschen, Kulturen und Völker kennengelernt. Menschen mit den verschiedensten Werten, Bedürfnissen, Freuden und Problemen. Unmöglich lässt sich hierfür ein gemeinsamer Nenner finden, so dass ich glaube, ein etwas offener Mensch geworden zu sein.

Give precious memories – Anfänglich hatte ich den Anspruch das Leben von Armut geplagten Menschen nachhaltig zu verbessern. Aktionen, die in der Ganzheit für die Menschen ‚eh nichts bringen’ fand ich verwerfungswürdig. Nun, mit den vergangenen Monaten, habe ich aber gelernt, dass auch ‚nur’ einzelne Wohltaten extrem mächtig sein können, denn sie geben einzelnen Individuen schöne Erinnerungen, von denen sie lange zehren können.

Get over yourself – Das eigene Hemd ist uns naturgemäss am nächsten, jedoch macht eine egoistische Haltung nicht immer Sinn für das Ganze. Ich denke, ich habe nun etwas mehr Respekt für die Bedürfnisse anderer, auch wenn diese unsichtbar oder anonym sind.  Auch konnte ich etwas an meiner Fähigkeit arbeiten, die eigenen Bedürfnisse zu analysieren und im Zweifelsfall unterzuordnen. Exemplarisch hat man dies jeweils anhand den älteren Leuten sehen können, welche jedes erdenkliche Individuum mit viel Respekt und Wertschätzung behandelten. Wertschätzung die auch mir als Volunteer tagtäglich gezeigt wurde.

Ja, somit schliesse ich also meine Zeit mit vielen neuen Erfahrungen ab. Die nächsten 6 Wochen werde ich noch etwas in Südostafrika reisen und dann nach total knapp einem Jahr wieder in die Schweiz zurückkehren. Vielen herzlichen Dank an alle, welche dieses unvergessliche Jahr ermöglicht haben.

Karibu Tansania!

Katja war für 11 Tage in Tansania, um „mein“ Tansania hautnah kennen zu lernen.
Wie es ihr dabei erging und was sie erlebt hat, hat sie für uns zusammengefasst.

 

Karibu Tansania!

Seit mittlerweile über einer Woche bin ich wieder zurück in Deutschland!
Zurück von 11 Tagen Tansania inclusive 3 Tage Safari und 3 Tage Sansibar!

Ich bin sehr dankbar für diese unbeschreiblich schönen und ergreifenden Erlebnisse, die ich nie nie mehr vergessen werde!

The Real Africa , Real Tansania !
Das heißt: Fernab vom Tourismus, die Komfortzone zeitweise verlassen; Projekte besuchen in Kindergärten und Schulen – teils mit daran angeknüpften Hausbesuchen – dabei in meist leuchtende strahlende Kinderaugen blicken und fröhlichen kontaktfreudigen Menschen begegnen. Das hat mich sehr berührt und gerührt ! Hautnah und mittendrin….
Landestypisch und sehr lecker Speisen in einfachen und ehrlichen kleinen Lokalen oder Restaurants;
Öffentliche  Verkehrsmittel wie zum Beispiel Dalla Dalla oder auch Bajaji und Motorradtaxi fahren; sie erfordern zwar Geduld, Zeit und Nerven , gehören aber, wie alles andere auch, zum Alltag unbedingt dazu und prägen dieses afrikanische Abenteuer mit, was ich gut 1 Woche lang auf Kigamboni und in Daressalam sehen und erleben durfte!

Ein ganz herzliches Dankeschön an Elke, die mich – der Landessprache mächtig – sehr souverän, umsichtig, rücksichtsvoll, mit viel Herzblut, großem Engagement und Leidenschaft an ihrem Leben in IHREM geliebten Tansania teilhaben ließ und mir letztendlich diese großartige und fantastische Zeit ermöglicht hat…. Ich bin sehr glücklich!

Ihren Rat, eine Safari in meine Reise zu integrieren, habe ich befolgt und bin für 3 Tage nach Ruaha in ein Camp geflogen! Es war sensationell !!!

Vielen lieben Dank!!!
Asante sana!!!

Katja Laumont

 

Liebe Katja, danke, dass du dich auf dieses Abenteuer eingelassen hast! Auch mir hat es sehr viel Spaß gemacht!
Wer auch einmal Lust auf ein sicheres Abenteuer hat: ab Ende Januar bis bis Mitte April 2017  heisst es wieder Karibu Tanzania!
Mehr Infos… 

 

Let´s work

Gestern fand der alljährliche Kindertag des Waisenkinderprogramms OVC (Orphans and Vulnerable Children) statt. Die Kinder des Förderprogrammes kamen gemeinsam mit ihren Vormündern in die Moravian Church in Mabibo. Die Idee des Kindertages beruht im Wesentlichen auf zwei Bestandteilen: Zum einen werden die Kinder mit Materialien versorgt, wie zum Beispiel Moskitonetzen, Bettwäsche und Hygieneartikeln. Zum anderen soll es ihnen und ihren Vormündern an diesem Tag so richtig gut gehen: Es gab warmes Essen und eine Torte; außerdem gab es eine akrobatische Aufführung des Kigamboni Community Center. Gleichzeitig wird die Gelegenheit genutzt die Daten der Kinder zu aktualisieren.

Einen Tag später nun ein erstes Résumé: Was ist gut gelaufen, was ist nicht gut gelaufen? Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit dem Tag. Ich hatte den Eindruck, dass die meisten Kinder den Tag genießen konnten und zumindest ein wenig Spaß und einen vollen Magen hatten. Aus organisatorischer Sicht ist einiges nicht so gelaufen, wie wir es geplant hatten. Die tansanischen Verantwortlichen für das Projekt kamen zu spät zur Eröffnungsrede, das Aktualisieren der Listen hat sehr lange gedauert, eine Kollegin kam viel zu spät, der Caterer kam zu spät, das Kinderschminken wurde regelrecht boykottiert…. Diese Auflistung könnte ich noch eine Weile fortsetzen. Ich habe mich im Verlauf des Tages über die eine oder andere Sache ziemlich aufgeregt. Auf dem Weg nach Hause war ich in Gedanken versunken. Was war passiert? Eigentlich fand ich den Kindertag doch wirklich schön. Oder nicht? Gestern Abend ist mir bewusst geworden, dass mir meine eigenen Gedanken im Verlauf der letzten Wochen entglitten sind.

Warum bin ich nach Tansania gekommen? Ich bin hier, weil ich mich einbringen wollte. Ich wollte in dieses Land kommen, in diesem Projekt arbeiten, um zu sehen, wo ich gebraucht werde. Ich wollte die Aufgaben, die mir zugewiesen werden, so gut wie möglich meistern.

Was habe ich mir vorgenommen? Ich habe mir fest vorgenommen, es nicht besser zu wissen. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich versuche zu helfen, wo ich gebraucht werde, und nicht selber definiere, wo ich gebraucht werden sollte. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht arrogant und herablassend zu sein, sondern meine tansanischen Arbeitskolleginnen mit Respekt und Achtung zu behandeln. Ich wollte sie  nicht bevormunden. Ich habe mir vorgenommen, nicht zu sagen: Ich weiß genau was ihr braucht und wie wir das am besten umsetzen. Ich habe mir fest vorgenommen, im Rahmen meiner Berichterstattung gegenüber Freunden und Familie keine Stereotypen aufzubauen und zu unterstützen. Ich habe mir fest vorgenommen, kein einseitiges Bild von diesem Land und meiner Arbeit zu zeichnen. Ich wollte alles in seiner bunten Vielfalt, in Grautönen und nicht in schwarz-weiß darstellen. Ich habe mir vorgenommen diejenige zu sein, die von den Menschen hier lernt, und nicht diejenige, die ihnen etwas beibringt. Zumindest habe ich mir vorgenommen, dass dieses Lehren und Lernen auf Gegenseitigkeit und Wertschätzung beruht. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht darüber zu urteilen, dass viele Menschen hier kein Englisch können, weil ich diejenige bin, die sich dafür schämen sollte, die Landessprache nicht zu beherrschen.

 

Ich habe mir das alles vorgenommen. Und jetzt bin ich hier und stelle plötzlich fest, dass ich diesen Vorsätzen in den letzten Wochen nicht gerecht geworden bin. Ich habe versucht meine persönlichen Vorstellungen von organisierter und effizienter Arbeitsweise durchzusetzen. Ich habe mich über meine tansanischen Kolleginnen lustig gemacht. Ich habe sie nicht ernst genommen. Das ist mir vor zwei Tagen bewusst geworden. Gestern ist mir dann bewusst geworden, dass das nicht schlimm ist. Schlimm wäre, es gar nicht zu bemerken, oder aber es zu bemerken und nicht zu versuchen, es zu ändern. Ich werde mir wieder fest vornehmen, ein Gast zu sein. Solange, bis ich wieder merke, dass es mir mehr und mehr entgleitet. Und dann hoffe ich darauf, dass ich mich selbst oder jemand anderes mich wieder daran erinnert, was ich mir alles vorgenommen habe.

Die Arbeit als Beraterin auf Zeit ermöglicht wertvolle Erfahrungen. Erfahrungen, die man in einem anderen Umfeld nicht sammeln kann. Sie bietet die Möglichkeit eines Austausches von verschiedenen Kulturen, Mentalitäten und auch Arbeitsweisen. Dieser Austausch und diese Erfahrungen sind ein Gewinn für beide Seiten. Wir sollten uns alle immer wieder daran erinnern, warum wir hier sind, was wir uns davon erhoffen und auf welche Weise wir uns einbringen möchten.

 

 

 

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5 Jahre Lesedi la Batho

Am Samstag war es endlich soweit. Mit einer großen Charity-Gala feierte unser langjähriger Partner Lesedi la Batho in Südafrika sein 5-jähriges Bestehen.

Eigens für das Jubiläum waren auch zwei ehemalige Berater auf Zeit angereist: Karin, die in 2015 im Marketing unterstützt hat und Joachim, der 2014 vor Ort war und der seit seinem Einsatz auch im Vorstand des deutschen Partnervereins ist. Amai, die Anfang des Jahres für 3 Monate in Mabopane war, konnte leider nicht persönlich vor Ort sein. Dafür wurde aber der von ihr gedrehte Film gezeigt. Und unser aktueller Berater auf Zeit vor Ort Philipp präsentierte die Organisationsstruktur von Lesedi la Batho.

Hier nun ein Rückblick auf das Event von Joachim:

Dumelang – so grüßen sich die Bewohner von Mabopane untereinander.

Der Regen gestern Abend wurde von den Südafrikanern im Festsaal begrüßt als ein Geschenk Gottes. Es donnerte während der Ansprache von Chrisna, der lokalen Projektleiterin einmal kräftig, der Wind rauschte hörbar durch das Blätterwerk der Palmen, Bananenstauden und Bäume, trieb den Staub der langen Trockenperiode vor sich her, dann platzte der Regen vom Himmel, kurz und bald schon in sanftes Tröpfeln übergehend. 

Angefangen hatte das Fest mit einem Sekt-Empfang im Atrium des Konferenzzentrums auf dem Campus von Pretorias Universität. Schon bei meiner Ankunft auf dem Parkplatz lief ich den festlich bunt gekleideten Lesedi-KollegInnen aus Mabopane in die Arme. Ein riesen Hallo und gegenseitiges Fotografieren. Unfassbar, wie sich die Lesedis teilweise in Tracht herausgeputzt hatten und vor Freude, dabei zu sein, nicht still stehen konnten.

Tatsächlich kamen fast alle der 200 angemeldeten Gäste und füllten das Atrium, das unter dem blau-dunkelnden Himmel der Abenddämmerung vom warmgelben Licht der Gänge ringsum erhellt wurde. 

Später im Verlauf brach der Film von Amai und Alejandro über Lesedi la Bathos Werk das Eis. Mit fast schon beklemmender Stille folgten alle im Saal den Schilderungen der Mitarbeiter Lesedis, den Film-Sequenzen und vor allem den tief berührenden Erzählungen derjenigen, denen Lesedi geholfen hat. Da kamen starke Aussagen herüber wie von einer Teenager-Mutter „Ich habe meiner Mutter gezeigt, dass ich meine Schulausbildung trotz Kind abschließen konnte und jetzt in der Lage bin, meine Familie zu ernähren. Lesedi hat mein Leben verändert“ oder „Ich bin 60 Jahre alt und arbeite für Lesedi. Noch immer stehe ich morgens freudig auf und eile zum Bus, um pünktlich im Zentrum zu sein. Dank Lesedi muss ich nicht zu Hause sitzen wie so viele andere“ oder „Ich träume davon, eines Tages im Fernsehen auftreten zu können und allen Frauen, die zu Hause sitzen, zuzurufen, kommt zu Lesedi, hier gibt es gute und wichtige Arbeit“. 

Meine kurzer Vortrag über das bis nach Deutschland strahlende Licht (=Lesedi) und warum die Freiwilligen von Rays of Hope so gefangen sind und wieder kehren, klappte auch ganz passabel.

Der Bürgermeister von Tshwane/Pretoria hatte leider eine halbe Stunde vorher absagen lassen und entsandte eine führende Mitstreiterin der Stadtverwaltung. Sie machte Werbung für Pretoria, aber schien zuletzt doch sehr beeindruckt von Lesedis Wirkung. Das galt auch für die Botschafter Frankreichs und der Schweiz wie auch dem Afrikamanager von US-Aid, die alle bis zum Schluss blieben und berührt nach Hause fuhren.

Das Fest war nur möglich geworden, weil unzählige Freiwillige bei der Vorbereitung und beim Aufbau geholfen hatten, Teile des Dinners oder des Ablaufs spendeten oder kostenfrei den Abend mitgestalteten.

Die Helden des Abends waren ganz eindeutig Chrisna als der leidenschaftliche Kopf des Ganzen, die Lesedis aus Mabopane, die allen dankten und mit ihrer Sangeskunst Gänsehaut erzeugten, Franziska, die von den Kindergärtnerinnen Lesedis für die Aufbauarbeit und Schulung bedankt wurde, sowie „Philippi“, der von der Damenwelt der Mabopane-Lesedis für seine immer herzliche und unnachgiebige Arbeit umschwärmt wurde.

Erleichtert und voller Zufriedenheit sank ich um Mitternacht dann ins Bett.

Herzliche Grüße aus Südafrika!

Joachim

 

Wir sagen noch einmal Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und noch viele weitere erfolgreiche Jahre! Wir sind stolz, einen Partner wie euch an unserer Seite zu haben!

Same same but different

Drei Wochen. Heute vor drei Wochen bin ich in Dar es Salaam angekommen. Ich habe das Gefühl, ich bin gerade einmal ein paar wenige Tage hier. Ich habe mir vor meiner Abreise wieder und wieder gesagt, dass ich nicht werten will. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich dieses Land, seine Menschen und seine Kultur wahrnehmen möchte, kennenlernen will, ohne sie gleich auseinanderzunehmen. Ich wollte keine Rangordnung aufstellen, was besser oder schlechter ist, welche Lebenskonzepte die richtigen sind, weil ich fest davon überzeugt bin, dass es keine richtigen Lebenskonzepte gibt. Es gibt viele unterschiedliche Arten zu leben, und keine ist besser oder schlechter als die andere. Soweit die Theorie. Wie das so üblich ist, sieht die Praxis etwas komplizierter aus. Ich hatte heute ein Gespräch über die Rolle der Frauen in Tansania. Meine Gesprächspartnerin hat ihre Sicht der Dinge erzählt, und ich die meinige. In Tansania findet man das, was wir als „klassische Rollenverteilung“ kennen. Die Frau kümmert sich um Haus und Hof, wäscht, kocht, putzt, und geht zusätzlich noch arbeiten. Der Mann kocht nicht. Oft noch nicht mal einen Tee. Falls die Frau auswärts arbeiten geht, muss sie nach Feierabend als erstes ihren Mann versorgen. Natürlich gibt es die tansanische Frau oder den tansanischen Mann nicht – das sind Pauschalisierungen, die in vielen Fällen nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Jeder Mensch lebt individuell. Es gibt auch hier unterschiedliche Lebenskonzepte. Bei diesem Thema fällt mir das nicht-werten relativ leicht. Ich kann für mich sagen, dass es nicht mein Lebenskonzept wäre. Dass ich ganz anders leben möchte, als dies hier der Fall ist. Ich kann verstehen, dass meine persönliche Vorstellung der Geschlechterrollen nicht das Mantra für die ganze Welt ist. Sie ist nicht besser oder schlechter als die Vorstellung einer sogenannten klassischen Geschlechterrolle. Sie ist einfach anders. Nicht mehr, und nicht weniger. Ich bin ein Gast in diesem Land. Ich würde nicht auf die Idee kommen, den Männern hier zu sagen, dass sie kochen lernen sollen. Wenn ich von anderen Freiwilligen höre, auf welche Art und Weise gewisse deutsche Organisationen versuchen, westliches Kulturgut an den tansanischen Mann und an die tansanische Frau zu bringen, dann wird mir regelrecht übel. Mit welchem Recht, frage ich mich dann. Was gibt uns das Recht, Lebenskonzepte für die ganze Welt zu definieren? Unsere wirtschaftliche und technische Entwicklung?
Dann gibt es Themen, bei denen es mir schwer fällt, nicht zu werten. Hexenverfolgung, Übergriffe auf Albinos, weibliche Genitalverstümmelung, Korruption. Dann meldet sich mein westliches Kulturverständnis: Wie kann man nur? Aber wo ist die Grenze? Mit meiner Argumentation von oben wäre zum Beispiel Hexenverfolgung ein Thema, das keinesfalls von westlichen Einrichtungen bekämpft werden dürfte. Wenn dagegen angegangen wird, dann sollte die Initiative von Einheimischen kommen. Was aber, wenn diese niemals kommt? An diesem Punkt bleibe ich jedes Mal hängen. Ich komme nicht weiter, stecke quasi fest. Zusehen, nichts machen? Wie kann man zusehen, wenn Menschen aufgrund ihrer wahrgenommenen Hexenkraft getötet werden? Eingreifen, „aufklären“? Was, wenn es wirklich Hexen gibt? Ich glaube nicht daran. Die Person, die das hier gerade liest, sicher auch nicht. Aber – haben wir die Wahrheit etwa für uns gepachtet (falls es überhaupt eine Wahrheit gibt)? Man stelle sich nur einmal vor, eine tansanische Einrichtung würde anfangen in Deutschland workshops anzubieten, in denen erklärt wird, woran man Hexen erkennt und wie man diese unschädlich macht. Undenkbar! Aber genau das passiert. Nur mit vertauschten Rollen.

Das nächste Mal schreibe ich endlich was über meine Arbeit hier. Versprochen.

Vom Geben und Nicht-Geben

Nun bin ich seit gut einer Woche in Dar es Salaam. Es sind gerade einmal acht Tage vergangen, und dennoch habe ich schon so viel erleben dürfen. Ich werde für ein halbes Jahr in Tansania bleiben, um bei einem Waisenkinderprogramm der Moravian Church mitzuarbeiten – in wenigen Wochen gemeinsam mit Elke.

Üblicherweise berichtet man in einem Blogeintrag davon, was man erlebt hat. Ich möchte heute diesen Teil ganz überspringen und direkt zu einem anderen Thema übergehen: Es geht um das Geben und Nicht-Geben. Gestern wurde ich auf meinem Heimweg von einem Mann angesprochen, der um etwas Geld bat. Er trug abgerissene Kleidung und sah verwahrlost aus. Ich habe ihm nichts gegeben. Obwohl ich genügend Geld in meiner Tasche hatte und eine Stunde zuvor in einem Restaurant lecker essen war. Ich habe ihm bewusst nichts gegeben. Als ich in meinem Zimmer ankam, war ich den Tränen nahe. Ich habe mich gehasst dafür, dass ich ihm nichts gegeben habe – ich tue es immer noch. Warum also habe ich ihm nichts gegeben? Wenigstens ein paar Cent? Was hätte das mir schon ausgemacht? Ich habe einen Grund dafür, eine Erklärung, auch wenn ich mich für diese Erklärung vor mir selbst schäme. Ich möchte nicht Teil dieses Kreislaufs sein. Wenn Weiße in Ländern wie Tansania unterwegs sind, wird ihnen automatisch unterstellt, dass sie reich sind. Wir konnten in dieses Land reisen – wenn man sich ein Flugticket leisten kann, ist man reich. Das leuchtet ein. Oft sind die Menschen erstaunt, wenn ich ihnen erzähle, wie viel in Deutschland gearbeitet wird, oder wie gravierend psychische Probleme wie Depressionen sind. Doch darum soll es heute nicht gehen. Nehmen wir also an, es wäre wahr, dass alle Deutschen unermesslich reich sind. Was passiert in dem Moment, in dem ich einer bettelnden Person in Dar es Salaam Geld gebe? Ich helfe ihr durch den Tag, vielleicht kauft sie mit dem Geld Essen, vielleicht Alkohol, vielleicht Zigaretten. Vielleicht ist die Person gar nicht arm. Vielleicht hat sie seit Tagen nichts gegessen. Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich in dem Moment, in dem ich ihr Geld gebe, zu dem nie endenden Kreislauf beitrage: Polemisch formuliert könnte man sagen, die Weißen kommen und geben. Ich lindere vielleicht für den Moment das Leid dieser einen Person. Doch dieser Person werden Hundert andere folgen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist nicht nachhaltig, Geld zu geben. Selbst etwas zu essen zu kaufen und der Person zu geben, wäre in diesem Sinne nicht nachhaltig. Wenn ich für zehn Jahre hier leben würde – ich würde Geld geben. Weil ich hierbleiben würde. Aber so bin ich hier, einige wenige Monate, und werde danach verschwinden. Dieses Land muss sich um seine Menschen kümmern. Nicht ich. Weil ich ihnen für den Moment helfen würde, aber nicht langfristig. Das ist wie wenn man einen abgemagerten Welpen von Hundeschmugglern abkauft – man hat ihn gerettet, aber ihm werden Tausende folgen. Asozial? Auf jeden Fall. Zynisch, makaber? Ganz bestimmt. Bin ich mir mit dieser Meinung sicher? Auf keinen Fall. Jeden Tag zweifle ich daran. Ständig frage ich mich, wie man so denken kann. Wie kann man einen hungrigen Menschen sehen und ihm nicht helfen, obwohl man es könnte? Wie kann man so sein? Vielleicht bin ich auch einfach besonders herzlos. Ich weiß es nicht. Ich möchte nur, dass dieser Kreislauf aufhört.

Manch einer fragt sich jetzt, was tut sie dann in Tansania? Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass ich hier etwas Gutes tun könnte. Ich bin hier für mich. Und ganz bestimmt nicht, weil ich glaube „etwas bewegen zu können“. Dafür müsste ich länger hier sein oder öfter wiederkommen, um Sprache und Kultur wirklich verstehen zu können (was ja vielleicht der Fall sein wird, man weiß es nicht…). Warum ich dann nicht einen Freiwilligendienst in Deutschland mache? Die Antwort ist simpel: Mir gefällt es hier wahnsinnig gut.

Thank you, Africa!

It feels a million miles away that I left for Namibia or starting the trip around Southern Africa back in Cape Town – well that’s roughly 7500km away. I can’t believe that my time on this beautiful continent has come to an end.

Spending four months in Africa truly was one of the best decisions in my life and a once in a lifetime experience. I will treasure it forever!

Hier gehts zum letzten Beitrag von Christine und natürlich zum kompletten Erfahrungsbericht aus Namibia.
Beitragsbild von Christine Skowski Photography