NCF Nepal – die Kinder
Heute werde ich ein paar Geschichten erzählen. Es sind Kindergeschichten. Es sind Horrorgeschichten…
Aus Rücksicht auf die betroffenen Kinder werde ich zu den einzelnen Storys keine Namen und keine Bilder posten.
Da ist der kleine Junge. Sein Gesicht ist zur Hälfte verbrannt. Sein Vater hat ihn in einem Wutanfall ins offene Feuer geworfen. Da war er noch ein Baby. Es ist ein Wunder, dass das Kind überlebt hat. Auch die Wunden sind so verheilt, dass die Narben sein Gesicht nicht allzu sehr entstellen. Im Alter von 4 Jahren ist er mit seiner Mutter nach Pokhara gekommen. Unter dem Vorwand Nudeln und Süßigkeiten für ihn kaufen zu wollen, hat sie das Kind mitten auf der Strasse stehen lassen. Als es dunkel wurde und der Junge immer noch da stand, hat man die Polizei gerufen. Auch als die Beamten kamen, wollte sich das Kind nicht von der Stelle rühren. Er hat doch seiner Mutter versprochen, genau dort zu warten. Nach einigen Tagen auf der Polizeiwache haben die Mitarbeiter von Namaste das Kind abgeholt. Seine Mutter wurde Jahre später gefunden. Sie hat zum zweiten Mal geheiratet und der neue Mann wollte keine „fremden“ Kinder versorgen. Jetzt ist der kleine Junge 11 Jahre alt.
Da ist das kleine Mädchen. Sie ist mit 5 Monaten zu Namaste gekommen. Ihre Mutter ist kurz nach der Geburt an Magenkrebs gestorben. Der alkoholkranke, debile Vater konnte sich weder um sie noch um die 17 weiteren Geschwister kümmern. Als Visma von den katastrophalen Lebensumständen der Familie erfahren hat, hat er beschlossen, die 3 jüngsten Kinder bei Namaste aufzunehmen. Jetzt ist das kleine Mädchen 10 Jahre alt.
Da ist der kleine Junge. Die Mutter hat ihn und seinen Bruder im Wald ausgesetzt. Als ein Waldarbeiter die Kinder nach mehreren Tagen zufällig entdeckt hat, war der Jüngere schon tot. Den Älteren konnte man noch retten. Nach über einem Jahr im Krankenhaus, wo er unter der Obhut des Chefarztes sich vollständig erholen konnte, wurde er von Visma abgeholt. Jetzt ist der kleine Junge 9 Jahre alt.
Da ist das Mädchen, eigentlich eine junge Lady. Im Alter von 7 Jahren wurde sie von Visma aus dem Gefängnis rausgeholt. Ihr Vater wurde verurteilt, weil er zusammen mit seiner neuen Frau die Mutter des Kindes getötet hat. Da man nicht wusste, was man mit dem Mädchen machen soll, wurde sie ebenfalls ins Gefängnis gesteckt. Visma hat von dem Fall aus einer Zeitung erfahren und sofort gehandelt. Jetzt ist die schöne, gebildete Frau 17 Jahre alt.
Da ist der kleine Junge. Er wurde im Gefängnis geboren. Seine Mutter hat aus Verzweiflung ihren gewalttätigen Ehemann getötet. Da war sie schon schwanger. Das Kind hat 4 Jahre lang im Gefängnis gelebt, bis Visma aus der Presse von seinem Fall erfahren hat. Jetzt ist der Junge 6 Jahre alt – das jüngste Kind bei Namaste. Die Betreuer achten darauf, dass er mindestens einmal im Jahr seine Mutter besuchen kann, obwohl die Reise dorthin fast einen ganzen Tag dauert.
Jedes der 55 Kinder, die in Namaste und Onni Children’s House aufwachsen, hat eine schreckliche Geschichte hinter sich. Und wenn ich sie jeden Tag so gut gepflegt und fröhlich spielen und toben sehe, ziehe ich den Hut vor dem Betreuerteam. Sie haben es wunderbar geschafft, das Lächeln auf die Gesichter der Kinder zurück zu bringen.
Ich bin überzeugt, und meine Volontärskollegen teilen das Gefühl mit mir, dass „unsere“ Kinder jetzt wirklich glücklich sind, weil sie in einer großen Familie aufwachsen.
Hier einige Beweisfotos :-) :
Eltern, die ihre Kinder im Wald oder auf der Straße aussetzen, kann man berechtigterweise als Monster bezeichnen. Ich denke aber, dass es für viele letztendlich eine Verzweiflungstat ist. Der gesellschaftliche oder finanzielle Druck zwingt sie dazu, so zu handeln. Die Frage ist daher: was müsste sich in Nepal ändern, um sowas zu verhindern?
Die Nepalesische Regierung hat kürzlich ein Gesetz beschlossen, welches die Anzahl der Waisenhäuser im Land reduzieren soll. Es ist zu offensichtlich geworden, dass viele arme Familien ihre Kinder dorthin abschieben, in der (richtigen!) Annahme, dass sie dort viel besseres Leben haben werden.
Keine Waisenhäuser mehr zu genehmigen, ist natürlich keine Lösung. Vielmehr sollen Bildung und wirtschaftliche Selbständigkeit in den Familien vorangetrieben werden. Daher ist für mich Visma`s Community Idee, die mit dem Ghachowk-Projekt zusammenhängt, eine absolut richtige und zukunftsorientierte Vorgehensweise. „Hilfe zur Selbsthilfe“! Aber darüber mehr in einem der nächsten Beiträge :-).
Bardzo ładny ten rysunek Ganesha!
Sahil z gazetą też rządzi :-)