Nicaragua

Nicaragua?

Nach 5 Jahren im Großkonzern, habe ich meinen Job aufgegeben und nach einer Möglichkeit gesucht, meine Kenntnisse im Marketing und Business-Development für einen guten Zweck anzuwenden.

Nachdem ich auf Manager für Menschen gestoßen bin, war meine erste Intuition: Afrika. Ich wollte immer schon einmal auf diesen Kontinent reisen, vor allem getrieben durch meine Begeisterung für Natur und fremde Kulturen. Die ersten Gespräche liefen gut.

Gleichzeitig hatte Elke mitbekommen, dass ich Spanisch in der Schule und durch mein Auslandsstudium in Mexiko gelernt habe, und dass dies in Kombination mit Marketing perfekt zu den Projekten der Schweizer Organisation EOS Entrepreneur Foundation passen könnte, die Sozialunternehmen in Kolumbien und Nicaragua unterstützt. Kolumbien fand ich als Reiseziel immer schon faszinierend. Nachhaltiger Kakao-Anbau als Projektthema durch meine Affinität für gesunde Ernährung ebenso. Also organisierten wir ein Telefonat mit Urs und Erna von EOS.

Und sie erzählten mir von Nicaragua. Von einem Projekt, dass sich mit dem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen in unterversorgten Gegenden beschäftigt. Zugegeben, ich hatte mich zuvor weder mit dem Land befasst, noch hatte ich medizinische Vorkenntnisse. Ich erinnere mich, dass es extrem schwierig für mich war, mich in das Projekt hineinzuversetzen und die Inhalte zu verstehen, einfach da es ein komplett neues Umfeld war, weit weg von meinen bekannten Konzern-Strukturen, und auch weit weg von sonstigen Erfahrungen, mit denen ich das Gehörte hätte verknüpfen können. Und dennoch sagte mein Bauchgefühl: Nicaragua it is.

Warum? Ich weiß es nicht. Getreu dem Motto, dass es manchmal in Ordnung ist keine Antwort auf eine Frage zu haben, und passend zu einem meiner Lieblingszitate „Wenn nothing is sure, everything is possible“, bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt und habe mich eingelassen auf die Reise in das Unbekannte.

Was kann ich euch auf die Reise mitgeben?

Hört auf euer Bauchgefühl! Und seid mutig. Passend dazu habe ich kürzlich die folgende Grafik entdeckt.

Ja, ich war zunächst zögerlich. Zu der normalen Angst vor dem Unbekannten, kamen Bedenken zur Sicherheit im Land Nicaragua hinzu. Jeder, der die Nachrichten verfolgte, konnte nicht nachvollziehen, wie ich mich für solch ein Land entscheiden konnte. Viele meinten beurteilen zu können, dass es gefährlich sei, in ein Land zu reisen, das geprägt zu sein schien von Ausschreitungen, Protesten und Gewalt auf den Straßen.

Ein kleiner Denkanstoß: Wenn wir die Bilder des G20 Gipfels in Hamburg Revue passieren lassen, und ein Nicaraguaner zu der Zeit auf Basis des Nachrichtenwesens hätte beurteilen sollen, ob es sicher sei nach Deutschland zu reisen: Wie hätte er sich wohl entschieden? Und was hättet ihr als Deutscher geraten?

Natürlich nicht ganz vergleichbar, aber ähnlich ging es mir mit Nicaragua: Die Leute vor Ort berichteten, dass sich die Lage auf den Straßen entspannt hat. Für mich habe ich die Entscheidung getroffen, dass Nicaragua als zweitärmstes Land in der westlichen Hemisphäre, in welchem 45% der Leute von weniger als 1 USD pro Tag leben, in Zeiten von Krisen und Unsicherheit erst recht internationale Hilfe benötigt! Nicaragua zählte zu den friedlichsten Ländern, und hat innerhalb von 3 Monaten eine komplette Kehrtwende erlebt. Es wird erwartet, dass die Arbeitslosigkeit von 4,4% in 2018 auf 24% in 2019 steigt (kommend von 8,2% in 2009). Menschen verloren ihre Arbeit, da es nicht sicher war, auf die Straßen zu gehen. Viele internationalen Organisationen haben das Land verlassen. Tourismus ist auf 10% des vorherigen zurückgegangen. Restaurants und Hotels mussten schließen.

Was ein Land wie Nicaragua in solchen Zeiten braucht, ist Hoffnung und Mut! Und zurückblickend war meine Entscheidung das beste, was mir hätte passieren können. Denn so bin ich bei AMOS Health & Hope gelandet, eine Organisation, die durch Empowerment und Education für ein gesünderes Nicaragua kämpft.

Nicaragua ist eines der menschlichsten Länder, in die ich bis dato gereist bin. Was mich erwartet hat, war Herzlichkeit und Wärme. Jeder kümmert sich um den Nächsten, die Menschen sind hilfsbereit und interessiert. Es gibt viel Nachholbedarf was das Bildungsniveau angeht, jedoch sind die Menschen extrem positiv und lernbereit. Kaffee, die morgendliche Begrüßung von jedem Einzelnen, herzliche Umarmungen und ein kurzer Schnack stehen an erster Stelle, bevor es an die alltägliche Arbeit geht.

Was durch die politische Situation zudem in Vergessenheit gerät: Die beeindruckende Natur, die Nicaragua zu bieten hat. Mit einer Vielzahl an Vulkanen, Flüssen, Seen und Lagunen, ist Nicaragua bekannt als „Land der Seen und Vulkane“. Sowohl an der Karibik- als auch Pazifikküste können die unberührtesten und schönsten Strände gefunden werden, für lange Spaziergänge, ohne einer Menschenseele zu begegnen, oder für Surf-Sessions in der Abendsonne. Für mich als Deutsche, die genug von all dem Überfluss hatte, in dem wir in Europa leben, genau das Richtige zum Genießen und Abschalten! Und um sich mal wieder daran zu erinnern, was wir wirklich im Leben brauchen, um glücklich zu sein.

Ich weiß nicht wie es euch geht. Wenn ich magische Plätze auf dieser Erde entdecke, möchte ich sie manchmal am liebsten für mich behalten, damit sie in ihrer Unberührtheit erhalten bleiben. Und zeitgleich weiß ich, dass das Land einen neuen Schwung an Touristen benötigt, damit sich das Land und Menschen Stück für Stück von der Krise erholen können, Energie und Kraft zurückgewonnen werden kann, Arbeitsplätze geschaffen und Restaurants und Hotels wieder eröffnet werden können.

Das Land hat so viel zu bieten. Und ich kann wirklich nur jeden ermutigen, der über eine Reise nach Nicaragua nachdenkt: do it. Natürlich am besten kombiniert mit sozialem Engagement – es gibt in jedem Fall genug zu tun.

Wenn ihr Tipps benötigt oder mehr erfahren möchtet, kommt sehr gerne auf mich zu. Für mich geht es in 4 Wochen leider schon wieder zurück. Aber ich bin mir sicher: Ich werde wiederkommen.