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Festival und Abschiedsschmerz

Von Januar bis März 2018 war unser Berater auf Zeit Richard in Camphill West/Südafrika und hat dort in einem Community Projekt unterstützt.

 

Teil 3 von 3:
Festival und Abschiedsschmerz

Während die Wochen vergehen und sich die Dinge in der Molkerei in afrikanischem Tempo entwickeln, wird das Sommerfestival des Camps vorbereitet. Ich merke wie sehr sich die Bewohner über das Ereignis freuen und wie unermüdlich vorbereitet und dafür geworben wird. Sehr zu meinem Bedauern bedeutet der Fokus auf das Festival auch die Vernachlässigung dringender Arbeiten in der Molkerei. In der Zwischenzeit habe ich Gelegenheit, mir Kapstadt näher anzuschauen, sowie auf den Tafelberg zu steigen und den Bloubergstrand zu besuchen. Doch auch im Camp wird es nicht langweilig: Nach einer Reihe merkwürdiger Krankheitsfälle über Nacht kommen wir einer verdorbenen Tranche Joghurt auf die Spur, welche fast ein Drittel der Bewohner für eine Woche außer Gefecht setzt. Die Umsetzung von Verbesserungen verzögert sich sehr, auf der Suche nach neuen gebrauchten Teilen komme ich mir wie ein Schrottsammler vor. Und ich verzweifle am internen Bestellsystem, das in punkto Bürokratie und Komplexität jeden deutschen Verwaltungsapparat dagegen wie Amazon aussehen lässt. Nach zwei Monaten kommt das bestellte Büromaterial und der Aktenberg kann in Angriff genommen werden. Fehlt nur noch das dringend benötigte Reinigungsmaterial, verdringlicht durch etliche Borstenteile in Joghurt und Milch. Obwohl es so etwas wie einen Kunden- und Beschwerdeservice nicht gibt, führt der Kundendruck hier letztendlich auch zur Einsicht, an der Hygiene nicht zu sparen.

Die vorletzte Woche steht ganz im Zeichen des Festivals und alle fiebern dem Happening entgegen. Ich freue mich sehr darauf, mehr als nur den Arbeitsalltag der Bewohner zu erleben und den Spirit der Solidarität und des Miteinanders kennenzulernen. Leider macht mir mein Verdauungstrakt einen Strich durch die Rechnung. Aber in den Gesichtern aller sehe ich wie unvergesslich der Abend für sie war. Unvergesslich sind auch die vielen Geschichten um das Festival herum, von stürmischen Romanzen bis hin zu den fehlenden Spirituosen, deren Verbleib nie restlos aufgeklärt werden konnte.

Die letzte Woche wurde zu meiner schwersten, denn der Abschied stand an. Und das Abschiednehmen von so gastfreundschaftlichen und liebgewonnenen Menschen fällt schwer, besonders wenn sie jemanden nicht gehen lassen wollen. So hatte ich fast jeden Abend eine Abschiedsfeier, mal im großen und mal im kleinen Kreis. Mein Entschluss, das Camp wieder zu besuchen steht fest, nicht als Berater, sondern als Freund.

Am Donnerstag vor Ostern sitze ich schon wieder im Flugzeug zurück und resümiere über meinen Aufenthalt. Drei Monate sind wie im Flug vergangen und ich vermisse jetzt schon Brais mit halben Kühen auf dem Grill, Wein mit Eiswürfeln und die lustigen damit gefüllten Abende. Etwas kritischer bin ich mit dem Resümee meiner Leistung vor Ort. Viel habe ich nicht letztendlich nicht bewegen können, aber ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit Anreize für weitere Projekte, sowie ein Verständnis für strukturiertes und steuerbares Arbeiten, sowie die Wichtigkeit von Informationsmanagement und Dokumentation schaffen konnte. Es fällt nicht schwer mit dem Finger auf die Unzulänglichkeiten überall im Camp zu zeigen, aber ich bin froh, mich dafür entschieden zu haben. Ich habe in diesen drei Monaten mehr über andere Menschen, freiwilliges Engagement, unterschiedliche Kulturen und letztendlich mich selbst gelernt als jemals zuvor.

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