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Burnout oder lieber Social Sabbatical?

Wie ein Social Sabbatical Burnout verhindert und das Leben verändert

Es ist der negative Stress, der Menschen in den Burnout treibt. Überlastung, Über- oder Unterforderung, eine Rolle ausfüllen, die nicht für einen geschaffen ist – es gibt tausend Gründe, aus denen sich ein Burnout entwickeln kann. Lesen Sie hier, welche einzigartige Chance ein Social Sabbatical bietet, einem Burnout vorzubeugen.

Den ganzen Beitrag aus Mariellas Wallpaper Journal gibt es hier…

 

Let´s work

Gestern fand der alljährliche Kindertag des Waisenkinderprogramms OVC (Orphans and Vulnerable Children) statt. Die Kinder des Förderprogrammes kamen gemeinsam mit ihren Vormündern in die Moravian Church in Mabibo. Die Idee des Kindertages beruht im Wesentlichen auf zwei Bestandteilen: Zum einen werden die Kinder mit Materialien versorgt, wie zum Beispiel Moskitonetzen, Bettwäsche und Hygieneartikeln. Zum anderen soll es ihnen und ihren Vormündern an diesem Tag so richtig gut gehen: Es gab warmes Essen und eine Torte; außerdem gab es eine akrobatische Aufführung des Kigamboni Community Center. Gleichzeitig wird die Gelegenheit genutzt die Daten der Kinder zu aktualisieren.

Einen Tag später nun ein erstes Résumé: Was ist gut gelaufen, was ist nicht gut gelaufen? Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit dem Tag. Ich hatte den Eindruck, dass die meisten Kinder den Tag genießen konnten und zumindest ein wenig Spaß und einen vollen Magen hatten. Aus organisatorischer Sicht ist einiges nicht so gelaufen, wie wir es geplant hatten. Die tansanischen Verantwortlichen für das Projekt kamen zu spät zur Eröffnungsrede, das Aktualisieren der Listen hat sehr lange gedauert, eine Kollegin kam viel zu spät, der Caterer kam zu spät, das Kinderschminken wurde regelrecht boykottiert…. Diese Auflistung könnte ich noch eine Weile fortsetzen. Ich habe mich im Verlauf des Tages über die eine oder andere Sache ziemlich aufgeregt. Auf dem Weg nach Hause war ich in Gedanken versunken. Was war passiert? Eigentlich fand ich den Kindertag doch wirklich schön. Oder nicht? Gestern Abend ist mir bewusst geworden, dass mir meine eigenen Gedanken im Verlauf der letzten Wochen entglitten sind.

Warum bin ich nach Tansania gekommen? Ich bin hier, weil ich mich einbringen wollte. Ich wollte in dieses Land kommen, in diesem Projekt arbeiten, um zu sehen, wo ich gebraucht werde. Ich wollte die Aufgaben, die mir zugewiesen werden, so gut wie möglich meistern.

Was habe ich mir vorgenommen? Ich habe mir fest vorgenommen, es nicht besser zu wissen. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich versuche zu helfen, wo ich gebraucht werde, und nicht selber definiere, wo ich gebraucht werden sollte. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht arrogant und herablassend zu sein, sondern meine tansanischen Arbeitskolleginnen mit Respekt und Achtung zu behandeln. Ich wollte sie  nicht bevormunden. Ich habe mir vorgenommen, nicht zu sagen: Ich weiß genau was ihr braucht und wie wir das am besten umsetzen. Ich habe mir fest vorgenommen, im Rahmen meiner Berichterstattung gegenüber Freunden und Familie keine Stereotypen aufzubauen und zu unterstützen. Ich habe mir fest vorgenommen, kein einseitiges Bild von diesem Land und meiner Arbeit zu zeichnen. Ich wollte alles in seiner bunten Vielfalt, in Grautönen und nicht in schwarz-weiß darstellen. Ich habe mir vorgenommen diejenige zu sein, die von den Menschen hier lernt, und nicht diejenige, die ihnen etwas beibringt. Zumindest habe ich mir vorgenommen, dass dieses Lehren und Lernen auf Gegenseitigkeit und Wertschätzung beruht. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht darüber zu urteilen, dass viele Menschen hier kein Englisch können, weil ich diejenige bin, die sich dafür schämen sollte, die Landessprache nicht zu beherrschen.

 

Ich habe mir das alles vorgenommen. Und jetzt bin ich hier und stelle plötzlich fest, dass ich diesen Vorsätzen in den letzten Wochen nicht gerecht geworden bin. Ich habe versucht meine persönlichen Vorstellungen von organisierter und effizienter Arbeitsweise durchzusetzen. Ich habe mich über meine tansanischen Kolleginnen lustig gemacht. Ich habe sie nicht ernst genommen. Das ist mir vor zwei Tagen bewusst geworden. Gestern ist mir dann bewusst geworden, dass das nicht schlimm ist. Schlimm wäre, es gar nicht zu bemerken, oder aber es zu bemerken und nicht zu versuchen, es zu ändern. Ich werde mir wieder fest vornehmen, ein Gast zu sein. Solange, bis ich wieder merke, dass es mir mehr und mehr entgleitet. Und dann hoffe ich darauf, dass ich mich selbst oder jemand anderes mich wieder daran erinnert, was ich mir alles vorgenommen habe.

Die Arbeit als Beraterin auf Zeit ermöglicht wertvolle Erfahrungen. Erfahrungen, die man in einem anderen Umfeld nicht sammeln kann. Sie bietet die Möglichkeit eines Austausches von verschiedenen Kulturen, Mentalitäten und auch Arbeitsweisen. Dieser Austausch und diese Erfahrungen sind ein Gewinn für beide Seiten. Wir sollten uns alle immer wieder daran erinnern, warum wir hier sind, was wir uns davon erhoffen und auf welche Weise wir uns einbringen möchten.

 

 

 

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5 Jahre Lesedi la Batho

Am Samstag war es endlich soweit. Mit einer großen Charity-Gala feierte unser langjähriger Partner Lesedi la Batho in Südafrika sein 5-jähriges Bestehen.

Eigens für das Jubiläum waren auch zwei ehemalige Berater auf Zeit angereist: Karin, die in 2015 im Marketing unterstützt hat und Joachim, der 2014 vor Ort war und der seit seinem Einsatz auch im Vorstand des deutschen Partnervereins ist. Amai, die Anfang des Jahres für 3 Monate in Mabopane war, konnte leider nicht persönlich vor Ort sein. Dafür wurde aber der von ihr gedrehte Film gezeigt. Und unser aktueller Berater auf Zeit vor Ort Philipp präsentierte die Organisationsstruktur von Lesedi la Batho.

Hier nun ein Rückblick auf das Event von Joachim:

Dumelang – so grüßen sich die Bewohner von Mabopane untereinander.

Der Regen gestern Abend wurde von den Südafrikanern im Festsaal begrüßt als ein Geschenk Gottes. Es donnerte während der Ansprache von Chrisna, der lokalen Projektleiterin einmal kräftig, der Wind rauschte hörbar durch das Blätterwerk der Palmen, Bananenstauden und Bäume, trieb den Staub der langen Trockenperiode vor sich her, dann platzte der Regen vom Himmel, kurz und bald schon in sanftes Tröpfeln übergehend. 

Angefangen hatte das Fest mit einem Sekt-Empfang im Atrium des Konferenzzentrums auf dem Campus von Pretorias Universität. Schon bei meiner Ankunft auf dem Parkplatz lief ich den festlich bunt gekleideten Lesedi-KollegInnen aus Mabopane in die Arme. Ein riesen Hallo und gegenseitiges Fotografieren. Unfassbar, wie sich die Lesedis teilweise in Tracht herausgeputzt hatten und vor Freude, dabei zu sein, nicht still stehen konnten.

Tatsächlich kamen fast alle der 200 angemeldeten Gäste und füllten das Atrium, das unter dem blau-dunkelnden Himmel der Abenddämmerung vom warmgelben Licht der Gänge ringsum erhellt wurde. 

Später im Verlauf brach der Film von Amai und Alejandro über Lesedi la Bathos Werk das Eis. Mit fast schon beklemmender Stille folgten alle im Saal den Schilderungen der Mitarbeiter Lesedis, den Film-Sequenzen und vor allem den tief berührenden Erzählungen derjenigen, denen Lesedi geholfen hat. Da kamen starke Aussagen herüber wie von einer Teenager-Mutter „Ich habe meiner Mutter gezeigt, dass ich meine Schulausbildung trotz Kind abschließen konnte und jetzt in der Lage bin, meine Familie zu ernähren. Lesedi hat mein Leben verändert“ oder „Ich bin 60 Jahre alt und arbeite für Lesedi. Noch immer stehe ich morgens freudig auf und eile zum Bus, um pünktlich im Zentrum zu sein. Dank Lesedi muss ich nicht zu Hause sitzen wie so viele andere“ oder „Ich träume davon, eines Tages im Fernsehen auftreten zu können und allen Frauen, die zu Hause sitzen, zuzurufen, kommt zu Lesedi, hier gibt es gute und wichtige Arbeit“. 

Meine kurzer Vortrag über das bis nach Deutschland strahlende Licht (=Lesedi) und warum die Freiwilligen von Rays of Hope so gefangen sind und wieder kehren, klappte auch ganz passabel.

Der Bürgermeister von Tshwane/Pretoria hatte leider eine halbe Stunde vorher absagen lassen und entsandte eine führende Mitstreiterin der Stadtverwaltung. Sie machte Werbung für Pretoria, aber schien zuletzt doch sehr beeindruckt von Lesedis Wirkung. Das galt auch für die Botschafter Frankreichs und der Schweiz wie auch dem Afrikamanager von US-Aid, die alle bis zum Schluss blieben und berührt nach Hause fuhren.

Das Fest war nur möglich geworden, weil unzählige Freiwillige bei der Vorbereitung und beim Aufbau geholfen hatten, Teile des Dinners oder des Ablaufs spendeten oder kostenfrei den Abend mitgestalteten.

Die Helden des Abends waren ganz eindeutig Chrisna als der leidenschaftliche Kopf des Ganzen, die Lesedis aus Mabopane, die allen dankten und mit ihrer Sangeskunst Gänsehaut erzeugten, Franziska, die von den Kindergärtnerinnen Lesedis für die Aufbauarbeit und Schulung bedankt wurde, sowie „Philippi“, der von der Damenwelt der Mabopane-Lesedis für seine immer herzliche und unnachgiebige Arbeit umschwärmt wurde.

Erleichtert und voller Zufriedenheit sank ich um Mitternacht dann ins Bett.

Herzliche Grüße aus Südafrika!

Joachim

 

Wir sagen noch einmal Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und noch viele weitere erfolgreiche Jahre! Wir sind stolz, einen Partner wie euch an unserer Seite zu haben!

Same same but different

Drei Wochen. Heute vor drei Wochen bin ich in Dar es Salaam angekommen. Ich habe das Gefühl, ich bin gerade einmal ein paar wenige Tage hier. Ich habe mir vor meiner Abreise wieder und wieder gesagt, dass ich nicht werten will. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich dieses Land, seine Menschen und seine Kultur wahrnehmen möchte, kennenlernen will, ohne sie gleich auseinanderzunehmen. Ich wollte keine Rangordnung aufstellen, was besser oder schlechter ist, welche Lebenskonzepte die richtigen sind, weil ich fest davon überzeugt bin, dass es keine richtigen Lebenskonzepte gibt. Es gibt viele unterschiedliche Arten zu leben, und keine ist besser oder schlechter als die andere. Soweit die Theorie. Wie das so üblich ist, sieht die Praxis etwas komplizierter aus. Ich hatte heute ein Gespräch über die Rolle der Frauen in Tansania. Meine Gesprächspartnerin hat ihre Sicht der Dinge erzählt, und ich die meinige. In Tansania findet man das, was wir als „klassische Rollenverteilung“ kennen. Die Frau kümmert sich um Haus und Hof, wäscht, kocht, putzt, und geht zusätzlich noch arbeiten. Der Mann kocht nicht. Oft noch nicht mal einen Tee. Falls die Frau auswärts arbeiten geht, muss sie nach Feierabend als erstes ihren Mann versorgen. Natürlich gibt es die tansanische Frau oder den tansanischen Mann nicht – das sind Pauschalisierungen, die in vielen Fällen nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Jeder Mensch lebt individuell. Es gibt auch hier unterschiedliche Lebenskonzepte. Bei diesem Thema fällt mir das nicht-werten relativ leicht. Ich kann für mich sagen, dass es nicht mein Lebenskonzept wäre. Dass ich ganz anders leben möchte, als dies hier der Fall ist. Ich kann verstehen, dass meine persönliche Vorstellung der Geschlechterrollen nicht das Mantra für die ganze Welt ist. Sie ist nicht besser oder schlechter als die Vorstellung einer sogenannten klassischen Geschlechterrolle. Sie ist einfach anders. Nicht mehr, und nicht weniger. Ich bin ein Gast in diesem Land. Ich würde nicht auf die Idee kommen, den Männern hier zu sagen, dass sie kochen lernen sollen. Wenn ich von anderen Freiwilligen höre, auf welche Art und Weise gewisse deutsche Organisationen versuchen, westliches Kulturgut an den tansanischen Mann und an die tansanische Frau zu bringen, dann wird mir regelrecht übel. Mit welchem Recht, frage ich mich dann. Was gibt uns das Recht, Lebenskonzepte für die ganze Welt zu definieren? Unsere wirtschaftliche und technische Entwicklung?
Dann gibt es Themen, bei denen es mir schwer fällt, nicht zu werten. Hexenverfolgung, Übergriffe auf Albinos, weibliche Genitalverstümmelung, Korruption. Dann meldet sich mein westliches Kulturverständnis: Wie kann man nur? Aber wo ist die Grenze? Mit meiner Argumentation von oben wäre zum Beispiel Hexenverfolgung ein Thema, das keinesfalls von westlichen Einrichtungen bekämpft werden dürfte. Wenn dagegen angegangen wird, dann sollte die Initiative von Einheimischen kommen. Was aber, wenn diese niemals kommt? An diesem Punkt bleibe ich jedes Mal hängen. Ich komme nicht weiter, stecke quasi fest. Zusehen, nichts machen? Wie kann man zusehen, wenn Menschen aufgrund ihrer wahrgenommenen Hexenkraft getötet werden? Eingreifen, „aufklären“? Was, wenn es wirklich Hexen gibt? Ich glaube nicht daran. Die Person, die das hier gerade liest, sicher auch nicht. Aber – haben wir die Wahrheit etwa für uns gepachtet (falls es überhaupt eine Wahrheit gibt)? Man stelle sich nur einmal vor, eine tansanische Einrichtung würde anfangen in Deutschland workshops anzubieten, in denen erklärt wird, woran man Hexen erkennt und wie man diese unschädlich macht. Undenkbar! Aber genau das passiert. Nur mit vertauschten Rollen.

Das nächste Mal schreibe ich endlich was über meine Arbeit hier. Versprochen.

Vom Geben und Nicht-Geben

Nun bin ich seit gut einer Woche in Dar es Salaam. Es sind gerade einmal acht Tage vergangen, und dennoch habe ich schon so viel erleben dürfen. Ich werde für ein halbes Jahr in Tansania bleiben, um bei einem Waisenkinderprogramm der Moravian Church mitzuarbeiten – in wenigen Wochen gemeinsam mit Elke.

Üblicherweise berichtet man in einem Blogeintrag davon, was man erlebt hat. Ich möchte heute diesen Teil ganz überspringen und direkt zu einem anderen Thema übergehen: Es geht um das Geben und Nicht-Geben. Gestern wurde ich auf meinem Heimweg von einem Mann angesprochen, der um etwas Geld bat. Er trug abgerissene Kleidung und sah verwahrlost aus. Ich habe ihm nichts gegeben. Obwohl ich genügend Geld in meiner Tasche hatte und eine Stunde zuvor in einem Restaurant lecker essen war. Ich habe ihm bewusst nichts gegeben. Als ich in meinem Zimmer ankam, war ich den Tränen nahe. Ich habe mich gehasst dafür, dass ich ihm nichts gegeben habe – ich tue es immer noch. Warum also habe ich ihm nichts gegeben? Wenigstens ein paar Cent? Was hätte das mir schon ausgemacht? Ich habe einen Grund dafür, eine Erklärung, auch wenn ich mich für diese Erklärung vor mir selbst schäme. Ich möchte nicht Teil dieses Kreislaufs sein. Wenn Weiße in Ländern wie Tansania unterwegs sind, wird ihnen automatisch unterstellt, dass sie reich sind. Wir konnten in dieses Land reisen – wenn man sich ein Flugticket leisten kann, ist man reich. Das leuchtet ein. Oft sind die Menschen erstaunt, wenn ich ihnen erzähle, wie viel in Deutschland gearbeitet wird, oder wie gravierend psychische Probleme wie Depressionen sind. Doch darum soll es heute nicht gehen. Nehmen wir also an, es wäre wahr, dass alle Deutschen unermesslich reich sind. Was passiert in dem Moment, in dem ich einer bettelnden Person in Dar es Salaam Geld gebe? Ich helfe ihr durch den Tag, vielleicht kauft sie mit dem Geld Essen, vielleicht Alkohol, vielleicht Zigaretten. Vielleicht ist die Person gar nicht arm. Vielleicht hat sie seit Tagen nichts gegessen. Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich in dem Moment, in dem ich ihr Geld gebe, zu dem nie endenden Kreislauf beitrage: Polemisch formuliert könnte man sagen, die Weißen kommen und geben. Ich lindere vielleicht für den Moment das Leid dieser einen Person. Doch dieser Person werden Hundert andere folgen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist nicht nachhaltig, Geld zu geben. Selbst etwas zu essen zu kaufen und der Person zu geben, wäre in diesem Sinne nicht nachhaltig. Wenn ich für zehn Jahre hier leben würde – ich würde Geld geben. Weil ich hierbleiben würde. Aber so bin ich hier, einige wenige Monate, und werde danach verschwinden. Dieses Land muss sich um seine Menschen kümmern. Nicht ich. Weil ich ihnen für den Moment helfen würde, aber nicht langfristig. Das ist wie wenn man einen abgemagerten Welpen von Hundeschmugglern abkauft – man hat ihn gerettet, aber ihm werden Tausende folgen. Asozial? Auf jeden Fall. Zynisch, makaber? Ganz bestimmt. Bin ich mir mit dieser Meinung sicher? Auf keinen Fall. Jeden Tag zweifle ich daran. Ständig frage ich mich, wie man so denken kann. Wie kann man einen hungrigen Menschen sehen und ihm nicht helfen, obwohl man es könnte? Wie kann man so sein? Vielleicht bin ich auch einfach besonders herzlos. Ich weiß es nicht. Ich möchte nur, dass dieser Kreislauf aufhört.

Manch einer fragt sich jetzt, was tut sie dann in Tansania? Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass ich hier etwas Gutes tun könnte. Ich bin hier für mich. Und ganz bestimmt nicht, weil ich glaube „etwas bewegen zu können“. Dafür müsste ich länger hier sein oder öfter wiederkommen, um Sprache und Kultur wirklich verstehen zu können (was ja vielleicht der Fall sein wird, man weiß es nicht…). Warum ich dann nicht einen Freiwilligendienst in Deutschland mache? Die Antwort ist simpel: Mir gefällt es hier wahnsinnig gut.

Popp kann sehen

„Ich kann sehen!“ so die ersten Worte des kleinen Popp, als er seine neue Brille angepasst bekommen hat.
Der Sohn des Projektleiters der Nursery School Friends of Children in Dar-es-Salaam, Tanzania und Patensohn des Freilassinger Entwicklungshilfeverein-Vorsitzenden war überglücklich.
Und auch wir sind das. Denn mit einer Sehschwäche von – 3,0 und -2,25 war es im Alltag, wie auch in der Schule nicht gerade einfach für Popp. Nun steht dem Grundschulbesuch ab Januar 2017 nichts mehr im Wege!

Zum Artikel, der am 25. August 2016 im Freilassinger Anzeiger erscheinen ist, geht es hier…

Thank you, Africa!

It feels a million miles away that I left for Namibia or starting the trip around Southern Africa back in Cape Town – well that’s roughly 7500km away. I can’t believe that my time on this beautiful continent has come to an end.

Spending four months in Africa truly was one of the best decisions in my life and a once in a lifetime experience. I will treasure it forever!

Hier gehts zum letzten Beitrag von Christine und natürlich zum kompletten Erfahrungsbericht aus Namibia.
Beitragsbild von Christine Skowski Photography

…bereits 5 Monate bei Lesedi La Batho in Südafrika

Bereits seit 5 Monaten ist unser Berater auf Zeit Philipp in Südafrika. Hier nun ein weitere Bericht von ihm.

Ich kann es kaum glauben. Bereits sind fünf Monate vergangen. Eigentlich sollte ich mich schon langsam auf die Abreise vorbereiten, denn ursprünglich waren 6 Monate vorgesehen, aber stattdessen habe ich eine Visaverlängerung bis Ende Jahr – und somit eine Verlängerung von drei Monaten – beantragt. Ich schreibe also nicht einen Abschluss- sondern einen Halbzeitbericht.

Die vergangenen 5 Monate waren unglaublich interessant, aufschlussreich und gespickt von wunderbaren Momenten und Erfahrungen.

Privat habe ich mittels unzähligen Wochenendausflügen und Kurzferien schon fast ganz Südafrika und einige der umliegenden Länder gesehen: In Gruppen von 5 bis 12 mieten wir jeweils Autos oder 4×4 und verbringen eine super Zeit. Wir waren bereits in Ländern wie Lesotho, Swaziland und Mozambique, in berühmten Parks wie Krüger und Pilanesberg, in Städten wie Kapstadt, Durban, Johannesburg oder Stellenbosch und natürlich vielem mehr. Für die kommende Zeit bis Dezember möchte ich noch mindestens eine grössere Reise nach Namibia und zu den Victoria Falls machen.

«Beruflich» macht die Arbeit extrem viel Spass. Das letzte Mal habe ich über unsere drei Bereiche – Prevention Program in den Schulen, Skill Training und Social Enterprises – berichtet. In den vergangenen vier Monaten haben wir unsere Strukturen etwas aufgebrochen und somit zielorientierter ausgerichtet. Nun verfügen wir über fünf Segmente, welche als Ganzes einer Maschine gleichkommen sollten, die sozial benachteiligte Menschen in finanziell unabhängige und «empowered individuals» transformieren soll. Die entsprechenden Segmente sind Prevention Program, Social Relief, Skill Training, Job Placement und Entrepreneurship.
Für jeden Bereich haben wir KPIs (Key Performance Indicators) und entsprechende Ziele definiert. Im wöchentlichen Management Meeting werden die KPIs rapportiert und diskutiert. Jeder Segmentsleiter verfügt nun über einen eigenen Bürotisch mit Computer (an dieser Stelle nochmals vielen Dank an die Schweizerische Botschaft in Pretoria), Internet, Emailadresse, Excel-Datenbank, ein Cost Centre und einen klar abgegrenzten Verantwortungsbereich. Anfänglich war die Umstellung für die Mitarbeiter etwas schwierig. Seitdem aber erste Erfolge wie eine Vervierfachchung der «Jobplacementrate» im Juni einschlug, sind die Früchte offensichtlich.

Auch haben wir die Art und Weise wie Geld und Güter an die Hilfsbedürftigen verteilt werden, umgestellt. Statt einfach Gutes auszuhändigen, müssen die Mitarbeiter des Social Relief Segments nun für jeden Begünstigten eine Komplettanalyse durchführen und einen Aktionsplan ausarbeiten. Neue Fälle werden im Management Meeting kurz präsentiert und abgesegnet. Wöchentlich müssen Fortschritte rapportiert werden. Kosten, Zeit und ausgehändigte Güter werden pro Fall in einer einfachen Datenbank erfasst und ausgewertet. Ziel ist es nicht möglichst viel zu verteilen, sondern möglichst viele Individuen zu transformieren. Immer öfter entscheiden wir, dass nur etwas ausgehändigt werden darf, wenn im Gegenzug die Begünstigten an den Life Skill Trainings teilnehmen.

Weiter haben wir das Prevention Program optimiert. Das Team haben wir auf 10 Mitarbeiter reduziert, damit die noch junge Leiterin auch wirklich eine leitende Funktion einnehmen und die Gesamtleistung der Gruppe steigern kann. Auch hier haben wir die Transparenz durch Reporting Formulare und KPIs erhöht, sowie unsere Ansprüche an die verbleibenden Mitarbeiter massiv gesteigert. Mittels einem 12-monatigen Training (an dieser Stelle vielen Dank an Rays of Hope) sollen die Mitarbeiter befähigt werden, schwierige Schüler zu «bekehren» und damit vor Teenageschwangerschaften, Drogenkonsum, Krankheiten und Armut zu bewahren. Zukünftig soll auch alles mittels Fotos und Videos auf unserer Facebookseite dokumentiert werden, was einen positiven Einfluss auf unsere internationalen Geldgeber haben sollte.

Zuletzt möchte ich noch berichten, dass wir ein neues social enterprise geschaffen haben. Wir wollen handgefertigte Sommerschuhe in kleinen Shops in Johannesburg und ev. in der Schweiz verkaufen.
Ich könnte noch vieles mehr über meine Arbeit bei Lesedi berichten, möchte aber den Leser nicht langweilen.

Als Kernbotschaft gilt: Als Berater auf Zeit kann man extrem viel verändern und beitragen. Selbstverständlich kommt aber auch extrem viel zurück in Form von Wertschätzung, Bekanntschaften, grossartigen Momenten und einem besseren Verstehen unserer Gesellschaft und Weltordnung, denn es gilt auch hier:

“Our rewards in life will always be in exact proportion to our contribution, our service (Earl Nightingale).”

 

Straßenkinder finden ein Zuhause

Ein kleiner Bericht über eines der von uns betreuten Projekte in Tanzania im Freilassinger Anzeiger.

Zum Artikel…

Erster Monat in Mabopane, Pretoria, Südafrika als Volunteer

Ich bin jetzt ziemlich genau einen Monat in Pretoria, Südafrika. Mein Alltag ist geprägt von Gegensätzen.

Ich wohne in einem luxuriösen Guesthouse in Brooklyn, eine reiche Wohngegend von Pretoria, mit ca. 15 anderen Gästen, alle so zwischen 20-32, mehrheitlich Europäer und Südafrikaner. Die Atmosphäre im Guesthouse ist extrem familiär. Man kocht zusammen, unternimmt Weekend-Trips, geht aus in die vielen Restaurants, Clubs und Bars oder geniesst die Zeit am Swimmingpool. Die Umgebung lässt sich m. E. mit Kalifornien vergleichen: Es ist herrlich warm, blauer Himmel, die Sonne scheint. In der nahen Umgebung hat es alles, was das Herz begehrt: Ein modernes Einkaufszentrum, viele Restaurants und Bars, ein Sportplatz mit Bootcamp (4 mal die Woche), ein Autoverleih, Jogging Gelegenheiten und dergleichen mehr. Es ist sicher und für Schweizer / Deutschland Verhältnisse günstig (Ich habe 1250 Euro pro Monat inkl. Miete gebraucht).

Arbeiten tue ich bei einem NGO mit Namen Lesedi La Batho. Wir verfügen über zwei Lokalitäten: Das Büro befindet sich in günstigen Räumlichkeiten eines Rugbystadions ca. 30 min zu Fuss vom Guesthouse oder 5 min mit dem Auto in einer sehr sicheren Gegend. Dort verfüge ich über einen Labtop und teile das Büro mit Chrisna, unserer Chefin, Ronel, unserer Buchhalterin, Loren, unserer Administratorin und ca. 4 weiteren Personen von einem anderen NGO. Unsere Infrastruktur ist top und der Büroalltag gestaltet sich ähnlich wie in der Schweiz oder Deutschland. Die zweite Lokalität befindet sich in Mabopane ca. 45 min mit dem Auto im Nordwesten von Pretoria. Dort verfügt Lesedi La Batho über ein Community Center inmitten eines „Townships“. Die Gegend dort ist signifikant ärmer als diejenige in Brooklyn. Die Aktivitäten unseres NGOs und damit diejenigen unseres Community Centers, zielen auf die Verbesserung der Lebensumstände der in dieser Gegend wohnenden Bevölkerung ab. Leider ist diese Gegend zurzeit geprägt von Armut, HIV, Arbeitslosigkeit und schlechten Schulen, was die Bevölkerung leider zu Kinderschwangerschaften, Drogenkonsum, Kriminalität und dergleichen Schrecklichem mehr verleitet.

Meine Aufgabe bei Lesedi ist die Strukturierung und Optimierung aller operativen Aktivitäten im Community Center. Diese lassen sich in drei Bereiche gliedern:

Im Center werden lokale Personen während eines drei monatigen Ausbildungsprogamms in den Bereichen Kindererziehung, Nähen, Computeranwendung, Schmuckherstellung, Backen und „Life Skills“ ausgebildet und erhalten danach ein Zertifikat, welches es ihnen erleichtern sollte einen Job zu finden. Unser internes Jobberatungsbüro unterstützt sie dabei.

Der zweite Bereich besteht aus 14 sogenannten Social Auxillary Workers. Diese schwärmen tagtäglich zu 9 High- und 4 Primary- Schools aus und schulen / beraten Schüler in den Bereichen HIV, Gewalt, Menschenrechte, Drogenkonsum, Life skills und dergleichen mehr. Diese vollziehen auch sogennante „Home visits“ wobei es sich dabei um Hausbesuche handelt um sozial benachteiligte Individuen zu identifizieren und zu unterstützen: entweder mit den Leistungen des Community Centers oder mittels Empfehlungen zu Kliniken, Schulen, Polizei oder schlichtweg mit dem Vorbeibringen von Food Parcels.

Beim dritten Bereich handelt es isch um „Social Enterprises“. Diese sind eine Art Kleinunternehmungen, welche von Absolventen des Ausbildungsprogramms gegründet wurden und nun geführt werden. Zurzeit produzieren diese Kleinunternehmen eine Vielzahl von Produkten: Teddybären für eine Firma aus Cape Town, Schuluniformen für lokalen Schulen, Tragtaschen und ab und zu Schmuckstücke. Auch hat es ein „Child Care Center“ für zurzeit 60 Kinder von „Teenage Mothers“ welches sich über Tag um Kleinkinder kümmert, damit die Mütter in die Schule gehen können.

Meines Erachtens funktionieren viele Aktivitäten gut. Es gibt aber einige Bereiche, welche noch verbessert werden können. Unser Fokus für die nächsten Monate liegt im Ausbau der „Reporting“ Aktivitäten, im weiteren Empowern des 5 köpfigen Management-Teams vor Ort im Center, in der Erweiterung der Infrastrktur und in der stärkeren Abkoppelung der „Social Enterprises“  damit diese unabhängig von Spenden werden. Auch scheint das Potential der Social Auxillary Workers noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft. Vergangene Woche haben wir erste Akzente setzen können. Meine Ideen werden von den total 42 Mitarbeiter kritisch aber sehr wohlwollend angenommen und dann weiterentwickelt.

Es herrscht ein sehr offenes und angehenmes Betriebsklima. Viele der Mitarbeiter sind sehr interessiert und auch dankbar, dass man versucht ihnen und damit indirekt den vielen Hilfsbedürftigen zu helfen. Die Motivation ist also hoch und ich hoffe, dass ich beim nächsten Update bereits erste Erfolgsstories berichten kann…