Live-Session: Abenteuer Auszeit – Im Rückblick
Rückblick eines Volunteer Experts am 26. August 2023 live via Zoom
Rückblick eines Volunteer Experts am 26. August 2023 live via Zoom
Anne ist als Volunteer Expert für 2 Monate im Projekt Fadhili Teens in Mwanza / Tanzania.
In den ersten Tagen war es für mich eine große Herausforderung beim morgendlichen Gang zum Bus oder wenn ich zu Fuß in der Stadt unterwegs war, auf dem Gehweg hinter den Menschen zu bleiben, die vor mir hergingen. Warum? Alle, die mich kennen, wissen, dass ich eine Schnell-Geherin bin. Für mich gibt es die Gangart “Schritt” eigentlich nicht. Es gibt den Trab als Standard-Gangart und dann noch den Galopp, wenn ich es eilig habe. Aber eigentlich habe ich es immer irgendwie eilig und mir leuchtete bisher auch nicht wirklich ein, WARUM ich langsam gehen sollte.
Und jetzt dann hier in Tansania. Hier gehen eigentlich alle gemächlich, in meinen Augen geradezu SEHR langsam. Ich dachte mir dann, es könnte ja eine gute Übung für mich sein, einfach mal nicht zu überholen, so als persönliche „challenge“. Mich dem hiesigen Tempo anzupassen. Ihr könnt es euch denken: gar nicht so einfach. Und so habe ich es auch kaum jemals geschafft, hinter meinem Vor-Mann oder meiner Vor-Frau zu bleiben.
Und dann dieser Tage auf einmal das: Ich gehe zum Bus hinter einer Frau mit einem Korb voller Tomaten auf dem Kopf. Ich beobachte sie von hinten, ihren aufrechten ja geradezu stolzen Gang. Ich frage mich, wie schwer der Korb wohl ist und wie es ihr gelingt, die Balance zu halten. Dann sehe ich in einem Baum auf einmal wieder einen dieser leuchtend blauen Vögel und bewundere seine wahnsinnige Farbintensität. Mein Blick geht wieder nach vorne und vor mir liegt der Viktoriasee. Ich lächle vor mich hin und stelle voller Verwunderung fest, dass ich gar keinen Impuls verspürt habe zu überholen.
Die Veränderung ist passiert, ganz einfach so. Ohne oder sogar trotz meines Zutuns. Nicht meine persönliche Challenge oder meine eigenen aktiven Versuche haben dazu geführt, dass ich nicht überholt habe sondern vielmehr das Loslassen des eigenen Vorsatzes. Ein Einlassen auf meine Umgebung, auf den Rhythmus hier. Ein Loslassen meiner eigenen tiefen Überzeugung, dass ich nur rennend zum Ziel komme. Und auf einmal ändert sich meine Wahrnehmung, erweitert sich mein Blickwinkel aufgrund des veränderten Tempos.
Das ist keine einfache Sache für jemanden wie mich mit einer so starken westlichen Prägung aus “weiter, schneller, höher”, aus Streben und Anstrengung und in neueren Zeiten auch Selbstoptimierung. Daher bin ich dankbar, dass ich meine Komfortzone verlassen und mich auf diesen Perspektivwechsel eingelassen habe.
Anne ist als Volunteer Expert für 2 Monate im Projekt Fadhili Teens in Mwanza / Tanzania.
Auf den ersten Blick sieht mein Arbeitsplatz nicht so viel anders aus als in Deutschland und doch ist der Arbeitsalltag hier ein völlig anderer.
Aber ich verbringe ja auch nur einen kleineren Teil meiner Arbeit am Schreibtisch.
An den anderen Tagen begleite ich meine Kollegen– „out into the field“, wie man hier so schön sagt. Das heißt, wir besuchen zum einen die Familien der Kinder mit Behinderung, die von unserem Programm unterstützt werden und zum anderen betreuen wir einen Girls Club an einer Sekundarschule sowie eine Gruppe junger Frauen in einem Dorf. Die „fieldwork“ ist für mich völlig ungewohnt und mitunter herausfordernd. Der Einblick in die Lebensrealitäten, die sich so unvorstellbar von meiner eigenen in Deutschland unterscheiden. Weite Fahrten zu den Familien draußen auf dem Land. Lehmhütten ohne Strom und Wasser fernab von Infrastruktur und Krankenhaus. Großmütter, selber gebrechlich und fast blind, die ihre Enkelkinder betreuen, weil die Mütter fernab einem Broterwerb nachgehen und die Männer verschwunden sind.
Zu unseren Girls Groups reisen wir mit dala dala (Minibus), Fähre und dann dem boda boda (Motorradtaxi). Eine Fahrt dauert ca. 2 Stunden. Dort versuche ich gerade, mit der Kollegin neue Dinge auszuprobieren, z.B. ein HIV Quiz, Gruppenspiele und Integration von Bewegung. Die Mädchen sollen im Girls Club eine gute Zeit haben, lachen können und spielerisch lernen, da der sonstige Schulalltag ja im Wesentlichen aus Frontalunterricht und dem Wiederholen dessen, was der Lehrer vorträgt, besteht.
Nach diesen Tagen draußen im Feld bin ich erschöpft und überwältigt. Ich bin beeindruckt zu sehen, wie die Hilfe ankommt mitunter aber auch traurig, frustriert und wütend, weil es eigentlich nie genug ist. Es ist schwer auszuhalten, dass wir eben nur einen Teil beitragen und nicht alle Probleme lösen können.
Ich bin sehr dankbar für diese Einblicke, dafür, einen anderen Arbeitsalltag und eine andere Unternehmenskultur kennenlernen zu dürfen. Es gibt mir die Gelegenheit zu reflektieren, was mir persönlich in meiner Arbeit wichtig ist, was ich hier vermisse und was ich vielleicht auch mitnehme von hier für die Zeit nach meiner Rückkehr.
Anne ist als Volunteer Expert für 2 Monate im Projekt Fadhili Teens in Mwanza / Tanzania.
Es wird in letzter Zeit häufiger diskutiert in Deutschland über den vorherrschenden Lehrermangel und über das Thema Bildungsgerechtigkeit.
Ich besuche im Rahmen meines 2-monatigen Volunteeraufenthalts hier in Tansania jede Woche mit meiner Kollegin eine öffentliche secondary school im ländlichen Raum in der Nähe von Mwanza. Wir bieten dort einen „girls club“ an, wo die Mädchen in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden, Aufklärung erhalten zu Themen wie Sexualität, Menstruation, Schwangerschafts- und Gewaltprävention und sich im geschützten Rahmen austauschen können.
Bei unserem Besuch diese Woche hat der Direktor von seinen Herausforderungen erzählt. Ein paar Fakten:
Unsere Tochter besucht in Köln auch eine „secondary school“ in etwa gleicher Größe. Sie läuft 15 Minuten zu Fuß zur Schule oder nimmt den Bus mit dem bezuschussten Monatsticket. Ja, es gibt mitunter Unterrichtsentfall, über den ich mich dann ärgere. Aber die ca. 1000 Schülerinnen werden von knapp 90 Lehrer:innen unterrichtet. Wie viele Mathelehrer darunter sind, weiß ich nicht genau, aber zumindest so, dass die vorgesehenen 5 Wochenstunden Mathe in der 7. Klasse in der Regel unterrichtet werden.
Diesen erweiterten Blick auf das Thema Bildungsgerechtigkeit im globalen Kontext ermöglicht mir mein Volunteer Aufenthalt hier.
Geschichten eines Volunteer Experts am 15. September 2022 live via Zoom
Geschichten eines Volunteer Experts am 09. April 2022 live via Zoom
Bist du noch auf der Suche nach einem sinnvollen Weihnachtsgeschenk?
Dann hätte ich eine Idee für dich!
Schenke doch in diesem Jahr einfach einmal Zukunft statt Zeugs!
Tanzania hat mehr als 18.000 Grundschulen. 95% davon sind Regierungsschulen, an denen keine Schulgebühr verlangt wird. Eine Schuluniform ist jedoch Pflicht und viele der Familien insbesondere in ländlichen Gegenden können sich diese nicht leisten. Mit nur 10 Euro kann ein Kind mit einer Schuluniform ausgestattet werden und hat so die Chance auf ein selbstbestimmteres Leben.
NIVISHE NISOME – Zieh mich an, damit ich lernen kann! So heisst das neue Projekt von Tabasamu e.V., bei dem noch jede Menge Unterstützung benötigt wird. Mehr Infos findest du auf der Webseite www.tabasamu.org und https://nivishenisome.co.tz/
Du willst dieses Jahr Zukunft schenken? So gehts!
Tabasamu e.V.
Triodos Bank Deutschland
IBAN DE 75500310001053727006
BIC TRODDEF1
oder via Paypal:
info@tabasamu.org
PayPal.me/tabasamu
Ich sage auch im Namen von Tabasamu e.V. herzlichen Dank – ASANTENI SANA und wünsche euch eine frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in 2022!
Selbst wenn man sich noch so sehr bemühen mag diesen Satz zu verinnerlichen, so ticken die Uhren auch auf diesem Kontinent – und wer hätte es gedacht, gefühlt fast genau so schnell wie zuhause…der letzte Sonnenuntergang am Strand, das letzte Serengeti Lite mit neu gewonnen Freunden und natürlich die vorerst letzte Fahrt mit dem wohl besten Verkehrsmittel in Tanzania – eMo Bodada 😊
2 Monate in Afrika werden aus mir keinen neuen Menschen machen, aber mich hoffentlich in manchen Situationen geerdeter und reifer reagieren lassen – ein bisschen mehr Hakuna Matata eben!
Ich werde auch weiterhin versuchen ab und an dem eMo BodaBoda Team zur Seite zu stehen. Den Willen und Mut, den einzelne Menschen aufbringen, um etwas zum Positiven zu verändern, verdienen neben der Wertschätzung eben auch ein wenig Unterstützung.
Als kleines Weihnachtsgeschenk würde ich mich freuen, wenn unter nachfolgendem Link genügend Geld für mein persönliches kleines Tanzania Projekt zustande kommt:
Asante Sana!
Die Zeit vergeht wie im Fluge und die ersten Wochen meiner 2,5-monatigen Auszeit in Daressalam sind bereits vorbei.
Zeit für einen ersten Zwischenbericht.
Mein Arbeitsalltag ist so kreativ und abwechslungsreich, wie eigentlich das ganze Unternehmen Africraft – mein Projekt. Da meine Aufgabe vor allem die Verbesserung der Produktionsabläufe ist, verbringe ich in den ersten Tagen und Wochen viel Zeit in den kleinen Werkstätten auf dem Gelände, mit den Mitarbeitern und dem Produktionsleiter um die verschiedenen Verbesserungsideen zu entwickeln und umzusetzen. Die Herausforderung ist hierbei vor allem, dass wir die Dinge auch wirklich zu Ende bringen, bevor die nächste kreative Idee uns wieder ablenkt. Oft haben wir auch nicht immer alles Werkzeug oder Material zur Verfügung. Entweder heißt es also improvisieren, oder wir fahren los, um es auf einem der zahlreichen Markstände in Daressalam zu finden.
Neben der Produktion unterstütze ich mittlerweile auch in anderen Bereichen. Ich habe Marketingworkshops durchgeführt und zur Neustrukturierung der Webseite und der Struktur der Kundendatenbank Input gegeben. Oftmals ist ein wenig Struktur und der Blick von Außen das Wichtige und nicht zwingend die Fachexpertise.
Mittlerweile fühle ich mich schon komplett zum Team zugehörig. Das Wetter und das tolle Gelände auf dem wir arbeiten, lässt jeglichen Büroalltag vergessen und in diesem kreativen Startup-Umfeld macht es einfach Spaß zu arbeiten.
In der Freizeit geht’s entweder zum Yoga auf der Dachterasse, daneben gibt es Veranstaltungen oder auch eine gute Auswahl von Bars und Restaurants. Langweilig wird es also nicht. Die Wochenenden sind gefüllt mit Strand-Nachmittagen außerhalb der Stadt oder einem Kurztrip.
Anstatt eine größere Auszeit von der Auszeit zu machen, habe ich bereits mehrere kürzere Reisen gemacht. Dass ich dann auch mal einige Tage nicht da bin, ist nach Rücksprache für den Projektpartner kein Problem. Oft brauchen die „angeschobenen“ Dinge sowie ein wenig Zeit und außerdem komme ich oft mit neuen Ideen von den Reisen zurück. Meine Reisen führten mich bisher auf eine Safari in die Serengeti, in die Usambara-Mountains und nach Bagamoyo. Tansania ist auf jeden Fall eine Reise wert!
Die zweite Hälfte meiner Auszeit ist angebrochen und ich bin gespannt, was mich noch erwartet!
Das ich hier in einem fußballbegeisterten Land gelandet bin, war mir ebenso neu wie dass es auf unserem Planeten im 21. Jahrhundert noch urbane Bezirke ohne exakte Anschrift gibt. Aber genau um diese neuen Erkenntnisse geht es doch bei dem so oft angepriesenen Blick über den berühmten Tellerrand – raus aus der Komfortzone und rein in neues unbekanntes Terrain.
Die ersten 3 von insgesamt 6 planmäßigen Wochen als Volunteer bei Techno Roads Eye (eMo BodaBoda) hatten durchaus zahlreiches Neues zu bieten und haben mein Tagebuch schon jetzt mit der ein oder anderen unvergesslichen Geschichte gefüllt.
Anfangs konnte ich mir nicht im Geringsten vorstellen, wie ich innerhalb kürzester Zeit ein Gewinn für das Team sein sollte. Aufgrund der noch nicht vorhandenen Strukturen und Abläufe konnte ich hier meiner Kreativität jedoch endlich einmal freien Lauf lassen und deshalb hätten meine Aufgaben nicht unterschiedlicher sein können. Von Gesprächen mit neugierigen Kunden, Erstellung von Verkaufsunterlagen und Visitenkarten für das Team bis hin zur Einführung eines digitalen Kanbantools konnte ich mich komplett frei austoben.
Ich würde fast schon behaupten, mich nun richtig eingelebt zu haben…der Weg zur Arbeit und nach Hause ist längst kein zufälliges ausprobieren von Straßen mehr, die Integration im Team lies mich schon zum gefühlten zweiten Chef aufsteigen und im neuen Fitnessstudio bin ich schon längst keine Attraktion mehr.
Ehrlicherweise gibt es dann doch noch die ein oder andere Alltagssituation, die mir ein wenig Kopfzerbrechen zubereitet. Das Aufladen der Handykarte ist in meinen Augen noch genau so ein Mysterium wie der Stromkauf für die Unterkunft. Aber das schöne an diesem Ort der Welt ist, dass hier auf jeden Fall noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und am Ende – wenn auch mit etwas mehr Zeitaufwand als gedacht – doch alles zumindest halbwegs funktioniert.
Ich würde sagen, die zweite Halbzeit kann kommen 😊