Urlaub mal anders – And Africa smiled a little when I left….
Kontrastreich ging es am nächsten Tag mit dem Besuch des Projekts WEEDO weiter. Zu Beginn lernten wir Rehema kennen, die das Projekt betreibt und sich viel Zeit nahm, dieses vorzustellen und uns ihre Beweggründe und Motivation zu erklären. Wir hatten auch Gelegenheit sie bei zwei Hausbesuchen zu begleiten. Zwei der Schülerinnen zeigten uns ihr Zuhause, stellten uns die Familienmitglieder vor und gaben so einen Einblick in ihren Alltag. Diese Familien leben unter einfachsten Bedingungen und wären niemals in der Lage, ihren Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen, nicht einmal für die staatliche Schule reicht das Geld. Diese ist zwar offiziell kostenlos, aber Dinge wie Schuluniformen, Verpflegung, Transport, Stifte etc. müssen privat aufgebracht werden. Zudem ist es nicht selten so, dass jede arbeitende Hand in der Familie gebraucht wird, sei es, um Wasser vom Brunnen oder Brennholz zu holen, Feuer zum Kochen zu machen, das Essen zuzubereiten etc. Auffällig ist, dass diese Aufgaben fast immer den Frauen und Mädchen zufallen, sei es, weil die Männer schlicht abwesend sind oder weil dies traditionell so üblich ist. Im besten Fall arbeiten sie auf dem Feld, nicht selten bekommt man aber auch ausweichende Antworten, wenn man sich nach ihnen erkundigt… Es ist durchaus nicht unüblich, dass Männer mehrere Frauen haben. Das Frauenprojekt, welches Rehema ins Leben gerufen hat, und welches sie hauptsächlich mit Hilfe von Freiwilligen betreibt, fördert Mädchen und junge Frauen aus der unmittelbaren Umgebung, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Teilnehmerinnen erlernen praktische Fertigkeiten wie Nähen (es entstehen wunderschöne, farbenfrohe Taschen und Beutel), werden aber auch in Englisch und im Umgang mit PC-Programmen unterrichtet. Beratungssitzungen über Ernährung und Gesundheit sowie insbesondere über die wichtigen Themen Verhütung und Hygiene (zur Vermeidung sexuell übertragbarer Infektionen und Krankheiten) stießen bei den Mädchen auf großes Interesse. Viele Fragen wurden gestellt und man spürte, dass diese jungen Frauen sehr genau wissen, dass eine verfrühte Schwangerschaft oft das Ende ihrer beruflichen Träume bedeutet. Da über diese Themen zu Hause überhaupt nicht gesprochen wird, ist es umso wichtiger, dies im Projekt zu tun. Es war sehr beeindruckend, wie offen und ungezwungen sie ihre Fragen stellten, und die „praktische Anwendung“ von Kondomen (anhand eines aus Holz gefertigten Penis) erfüllte nicht nur die Funktion der Aufklärung, sondern sorgte auch für viel Gelächter. Sportliche Betätigung wie Yoga und Beachvolleyball runden das wöchentliche Programm ab.
Das Projekt wird mittlerweile von immer mehr Eltern akzeptiert und sie erkennen, dass ihre Kinder hier eine einzigartige Chance haben, um den Kreislauf der Armut in Zukunft aus eigener Kraft zu durchbrechen. Man kann Rehema wirklich nur bewundern und ihr Kraft und Erfolg für die Zukunft wünschen. Mittlerweile wird das Projekt so gut angenommen, dass bereits größere Räumlichkeiten benötigt werden – einerseits nicht einfach, aber dennoch ein tolles Zeichen der Anerkennung!!
Neben diesem kontrastreichen Einblick in verschiedene Lebensbereiche hatte ich auch die Gelegenheit an einer sehr interessanten Stadtführung in Dar-es-Salaam teilzunehmen. Meck, der Tourguide, wusste viel zu erzählen, und die für 3 Stunden angedachte Führung erstreckte sich auf fast das Doppelte. Neben dem Fischmarkt sowie dem riesigen Kariakoo-Markt gab es viele Gebäude aus der Kolonialzeit sowie interessante architektonische Perlen aus der sozialistisch geprägten Epoche zu bestaunen. Dar-es-Salaam eine pulsierende Metropole, die sicher noch mehr zu bieten hat als man an einem Tag sehen kann.
Abends wurde für Abwechslung durch Musik und Tanz gesorgt: Im Garten der Alliance Française spielten mehrere lokale Bands und im Club Slow Leopard gab es ein Konzert der auch international bekannten Gruppe Isack Abeneko & Band.
Vor Ort in Kigamboni besuchten wir Rita, die Nählehrerin bei WEEDO. Bei ihr zu Hause hatten wir die Gelegenheit unter Anleitung von Profis tanzen und trommeln zu lernen.
Was gibt es noch zu berichten? Dass Elke uns nicht nur in gute lokale Restaurants mitnahm, in denen wir Hühnchen, frischen Fisch, leckere Teigtaschen und Urojo (ein typischer Eintopf, wahlweise mit Fleischeinlage oder vegetarisch) probierten, und dass bei aller Geschäftigkeit morgens und abends meist Zeit blieb, um nochmal kurz ins Meer zu springen und am wunderschönen Strand von Kipepeo ein erfrischendes Bad zu nehmen!
Alles in allem eine tolle Woche, für die ich Elke sehr dankbar bin, denn sie hat alles wunderbar organisiert und das richtige „Händchen“ im Sinne von „Urlaub mal anders“ bewiesen. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse war man in jedem Daladala (Bus) und Bajaj (Dreirad-Taxi) gut aufgehoben. Sicher, man verlässt seine Komfortzone, denn es ist kein Urlaub mit nettem Hotel und Cocktail am Pool, aber die Eindrücke sind unvergesslich, seien es die leuchtenden Augen der Kinder auf dem Karussel, die lebens- und leidgeprüften Blicke im Sober House oder die Begeisterung und fröhliche Ausgelassenheit der Mädchen bei Weedo. Es ist schwer zu sagen, was mich in dieser an Eindrücken reichen Woche am meisten berührt hat – vielleicht der Hausbesuch bei einer der Familien, bei der wir beim Abschied mit Lebensmitteln beschenkt wurden, obwohl die Familie selbst nur das allernötigste hatte. Eine Geste, die mich sehr bewegt hat!
In diesem Sinne – Asante sanaa kwa kila kitu, Elke!