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Haraka haraka, haina baraka

Ich kann es kaum glauben, dass die Zeit so schnell vergeht. Mein letzter Blog-Eintrag ist schon eine ganze Weile her, die Zeit rast nur so und wenn ich nach vorne blicke…so sind es nur noch 3,5 Wochen, bis ich Tanzania wieder verlassen muss…und meine to-do-Liste aber irgendwie mehr zu- als abnimmt.

Die letzten Wochen waren randvoll. Mein Tag könnte in der Tat mehr als 24h-Tag haben. Haraka haraka, haina baraka – oder No hurry in Africa führen dann dazu, dass das Blog-Schreiben eher in den Hintergrund rückt und ich lieber mal kleine Lebenszeichen in Facebook poste.

 

Kleine Fluchten
Schon 2009 und 2010 war Zanzibar meine kleine Flucht. Nur 1,45 h mit der schnellen Azam-Fähre entfernt liegt die Trauminsel Ungunja, die fälschlicherweise immer als Zanzibar bezeichnet wird. Dabei ist Zanzibar eigentlich der Name des Archipels bestehend aus Ungunja, Pemba, den Latham-Inseln und geographisch gesehen auch Mafia.

Es ist eine andere Welt. Stone-Town mit seinen kleinen, verschlungenen Gassen, den tollen geschnitzten Holztüren und dann die Strände…Ja, die habe ich hier auch vor der Türe…dennoch ist das Wasser dort sauberer, wärmer und von einem unglaublichen blau-grün und man ist einfach weg aus Dar, weg von den Projekten. Um mal was anderes zu machen, hat es mich dieses Mal nach Paje verschlagen, das Paradies für Kitesurfer. Nett, aber nach nur einer Nacht habe ich beschlossen, dass man ein winning system nicht ändern soll und bin dann doch wieder nach Sunset Kendwa. 3 Tage dort, 2 wunderschöne Tauchgänge (bei 30 Grad Wassertemperatur springe sogar ich mit einem Shorty ins Wasser) und der Akku ist wieder aufgeladen.
Auszeit von der Auszeit bzw. vom Projekteinsatz nenne ich das dann auch ;-)

Kurz vor der Heimreise habe ich dann noch unseren Kindergarten in Mwera besucht und nicht schlecht gestaunt, was Pfarrer Siwelwe da so auf die Beine gestellt hat.

 

Die Deutsche Delegation
Pünktlich zu meinem Geburtstag kamen dann auch Fred, Bettina und Linda von der Herrnhuter Missionshilfe aus Deutschland. Wer meinen Blog aus 2009/2010 gelesen hat, der weiß, dass Fred mein Soundboard war und für das Projektteam auch immer das Zauberwort. Für ihn war es die Abschiedstour und für Bettina und Linda, die ich kurzerhand nun zu meinen neuen Soundboards ernannt habe, die Kennenlerntour.

Samstag gab es ein großes Meeting mit meinem OVC-Team und anschliessend haben wir mit einigen der Patenkinder und ihren Vormündern zu Mittag gegessen. In 43 Jahren habe ich das erste Mal an meinem Geburtstag gearbeitet. Dennoch war es ein toller Geburtstag, mit dankbaren Vormündern, lachenden Patenkindern und am Abend einer tollen Band in einem der lokalen Pubs.

Montag standen homevisits auf dem Plan und ab Dienstag haben wir einige hundert km per Minibus von Dar-es-Salaam über Ifakara, Iringa, Mbeya, Subawanga, zurück nach Mbeya gerissen und dann ging es für mich mit dem Flugzeug zurück nach Dar-es-Salaam. Eine lange Reise, schlechte Strassen, aber eine gute Gelegenheit um meine neuen Ansprechpartnerin in Deutschland kennen zu lernen und um neben meinen eigenen Projekten auch einige weitere Projekte der HMH zu besuchen.

 

Projektarbeit
In den Projekten läuft es zäh. Pläne sind da, um über den Haufen geworfen zu werden, insbesondere weil ständig unbekannte Faktoren auftauchen, die alles zunichte machen. Kurzfristig angesetzte Meetings der Pfarrer, Malaria, Krankheit oder Tod von Angehörigen, Verkehrschaos, Eheprobleme, Unverständnis, kein Strom etc.

Ich werde immer wieder vor die Zerreißprobe gestellt, war diese Woche auch schon einmal kurz vor dem Aufgeben. Nein, natürlich gebe ich nicht auf. Ich wünsche mir nur, dass ein paar Projektverantwortliche nicht nur den eigenen Benefit (im Sinne von Gehalt) sehen, sondern verstehen, dass das Projekt zum Wohl der Kinder ist. Auch kämpfe ich immer wieder mit der Tatsache, dass man glaubt, dass der Geldstrom aus Deutschland unerschöpflich ist und man selbst nichts dazu tun muss. Naja, ich bzw. wir machen das Beste daraus.

Es gibt aber auch Positives zu vermelden…
Mittlerweile haben wir im OVC-Projekt 103 der bis dato 200 Kinder für die zweite Projektphase registriert. Sie gehen nun mit unserer Unterstützung auf die Sekundarschule und am nächsten Samstag – so der Plan – haben wir eine große Verteilaktion. Von einigen Kindern wissen wir leider nicht, wo sie verblieben sind. Hört sich für deutsche Verhältnisse komisch an. Für tanzanische Verhältnisse ist es aber ganz normal, dass Kinder aufgrund ihrer aktuellen Situation mal eben von der Tante in Dar zur Oma nach Moshi transferiert werden oder, dass wenn Kinder nicht in die Sekundarschule zugelassen wurden, keiner weiß wo sie jetzt sind.

Moses, der Projektleiter der Nursery School hat den Report für Februar komplett alleine erstellt. Könnt ihr euch vorstellen, wie stolz ich bin?

Und in Ifakara geht es polepole voran und wir lassen uns bzgl. ständig neuer und härterer Regularien für Privatschulen nicht unterkriegen.

 

Und sonst so…?

  • Nach ewiger Zeit konnte ich Mary lokalisieren. Sie wird von einem kleinen deutschen Verein unterstützt und kann mit deren Hilfe ein College besuchen. Sprachbarrieren haben dazu geführt, dass die Unterstützung fast abgebrochen wäre. Aber wir sind wieder back on track!
  • Mit der Unterstützung von Paul, einem Ex-Berater auf Zeit konnte ich Osman letzte Woche ein Fahrrad kaufen. Osman wird ab sofort das College besuchen und anstatt jeden Tag Geld in Bustickets zu investieren, ist er nun stolzer Besitzer eines Bob Marley Bikes. Vielen Dank nochmal Paul!
  • Novität im Massai-Dorf!!! Letzten Samstag haben wir in der Tat wohl zum ersten Mal Skype ins Massai-Dorf von Mariki gebracht. Kein Wasser und kein Strom vor Ort. Aber die Masten der Mobilfunkanbieter haben es möglich gemacht zu skypen. Ich weiß nicht, wo die Freude größer war: bei Susi und mir oder im Massai-Dorf.
  • Ende nächster Woche kommt Norbert zu Besuch. Nach seinem 6-monatigen Einsatz als Berater auf Zeit am anderen Ende der Welt in Neuseeland schließt er sein Sabbatical nun hier bei mir in Tanzania ab. Das wird ein krasser Gegensatz sein…aber vielleicht verliebt er sich ja auch in Tanzania ;-)
  • …und ich habe mir zu Ostern eine neue Sim-Card geschenkt! Tigo 4G…wow! Was ist das Netz jetzt hier schnell!

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Osterfest und ein paar entspannte und erholsame Feiertage!

Erster Monat in Mabopane, Pretoria, Südafrika als Volunteer

Ich bin jetzt ziemlich genau einen Monat in Pretoria, Südafrika. Mein Alltag ist geprägt von Gegensätzen.

Ich wohne in einem luxuriösen Guesthouse in Brooklyn, eine reiche Wohngegend von Pretoria, mit ca. 15 anderen Gästen, alle so zwischen 20-32, mehrheitlich Europäer und Südafrikaner. Die Atmosphäre im Guesthouse ist extrem familiär. Man kocht zusammen, unternimmt Weekend-Trips, geht aus in die vielen Restaurants, Clubs und Bars oder geniesst die Zeit am Swimmingpool. Die Umgebung lässt sich m. E. mit Kalifornien vergleichen: Es ist herrlich warm, blauer Himmel, die Sonne scheint. In der nahen Umgebung hat es alles, was das Herz begehrt: Ein modernes Einkaufszentrum, viele Restaurants und Bars, ein Sportplatz mit Bootcamp (4 mal die Woche), ein Autoverleih, Jogging Gelegenheiten und dergleichen mehr. Es ist sicher und für Schweizer / Deutschland Verhältnisse günstig (Ich habe 1250 Euro pro Monat inkl. Miete gebraucht).

Arbeiten tue ich bei einem NGO mit Namen Lesedi La Batho. Wir verfügen über zwei Lokalitäten: Das Büro befindet sich in günstigen Räumlichkeiten eines Rugbystadions ca. 30 min zu Fuss vom Guesthouse oder 5 min mit dem Auto in einer sehr sicheren Gegend. Dort verfüge ich über einen Labtop und teile das Büro mit Chrisna, unserer Chefin, Ronel, unserer Buchhalterin, Loren, unserer Administratorin und ca. 4 weiteren Personen von einem anderen NGO. Unsere Infrastruktur ist top und der Büroalltag gestaltet sich ähnlich wie in der Schweiz oder Deutschland. Die zweite Lokalität befindet sich in Mabopane ca. 45 min mit dem Auto im Nordwesten von Pretoria. Dort verfügt Lesedi La Batho über ein Community Center inmitten eines „Townships“. Die Gegend dort ist signifikant ärmer als diejenige in Brooklyn. Die Aktivitäten unseres NGOs und damit diejenigen unseres Community Centers, zielen auf die Verbesserung der Lebensumstände der in dieser Gegend wohnenden Bevölkerung ab. Leider ist diese Gegend zurzeit geprägt von Armut, HIV, Arbeitslosigkeit und schlechten Schulen, was die Bevölkerung leider zu Kinderschwangerschaften, Drogenkonsum, Kriminalität und dergleichen Schrecklichem mehr verleitet.

Meine Aufgabe bei Lesedi ist die Strukturierung und Optimierung aller operativen Aktivitäten im Community Center. Diese lassen sich in drei Bereiche gliedern:

Im Center werden lokale Personen während eines drei monatigen Ausbildungsprogamms in den Bereichen Kindererziehung, Nähen, Computeranwendung, Schmuckherstellung, Backen und „Life Skills“ ausgebildet und erhalten danach ein Zertifikat, welches es ihnen erleichtern sollte einen Job zu finden. Unser internes Jobberatungsbüro unterstützt sie dabei.

Der zweite Bereich besteht aus 14 sogenannten Social Auxillary Workers. Diese schwärmen tagtäglich zu 9 High- und 4 Primary- Schools aus und schulen / beraten Schüler in den Bereichen HIV, Gewalt, Menschenrechte, Drogenkonsum, Life skills und dergleichen mehr. Diese vollziehen auch sogennante „Home visits“ wobei es sich dabei um Hausbesuche handelt um sozial benachteiligte Individuen zu identifizieren und zu unterstützen: entweder mit den Leistungen des Community Centers oder mittels Empfehlungen zu Kliniken, Schulen, Polizei oder schlichtweg mit dem Vorbeibringen von Food Parcels.

Beim dritten Bereich handelt es isch um „Social Enterprises“. Diese sind eine Art Kleinunternehmungen, welche von Absolventen des Ausbildungsprogramms gegründet wurden und nun geführt werden. Zurzeit produzieren diese Kleinunternehmen eine Vielzahl von Produkten: Teddybären für eine Firma aus Cape Town, Schuluniformen für lokalen Schulen, Tragtaschen und ab und zu Schmuckstücke. Auch hat es ein „Child Care Center“ für zurzeit 60 Kinder von „Teenage Mothers“ welches sich über Tag um Kleinkinder kümmert, damit die Mütter in die Schule gehen können.

Meines Erachtens funktionieren viele Aktivitäten gut. Es gibt aber einige Bereiche, welche noch verbessert werden können. Unser Fokus für die nächsten Monate liegt im Ausbau der „Reporting“ Aktivitäten, im weiteren Empowern des 5 köpfigen Management-Teams vor Ort im Center, in der Erweiterung der Infrastrktur und in der stärkeren Abkoppelung der „Social Enterprises“  damit diese unabhängig von Spenden werden. Auch scheint das Potential der Social Auxillary Workers noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft. Vergangene Woche haben wir erste Akzente setzen können. Meine Ideen werden von den total 42 Mitarbeiter kritisch aber sehr wohlwollend angenommen und dann weiterentwickelt.

Es herrscht ein sehr offenes und angehenmes Betriebsklima. Viele der Mitarbeiter sind sehr interessiert und auch dankbar, dass man versucht ihnen und damit indirekt den vielen Hilfsbedürftigen zu helfen. Die Motivation ist also hoch und ich hoffe, dass ich beim nächsten Update bereits erste Erfolgsstories berichten kann…

 

Das war 2015!

Erst am Ende eines Jahres weiss man,
wie sein Anfang war!

(Friedrich Nietzsche)

 

Nun ist es also schon wieder so weit, das Ende des Jahres ist in Sicht!
365 Tage voller spannender Erlebnisse, Einsätze von Beratern auf Zeit, neuer Einsatzländer, guter Gesprächen auf Messen und Veranstaltungen, Spaß in Workshops, durchaus auch mal schmerzhaften Erfahrungen und neuer Projektpartner. In Summe war es ein wunderbares Jahr, auf das ich gerne zurückblicke!

Möglich war das nur, durch eure / Ihre Unterstützung!

Daher geht mein Dank an alle Berater auf Zeit, die sich für ein Social Sabbatical mit Manager für Menschen entschieden haben. Toll, dass ihr den Mut hattet eure Komfortzone zu verlassen, um vielleicht eines der größten Abenteuer eures Lebens anzugehen.

Ein Dank geht auch an alle Projektpartner. An die, die wir schon seit unserem Start in 2011 begleiten dürfen, aber ganz besonders auch an die Projektorganisationen, die sich entschieden haben mit einem Berater auf Zeit einmal neue Wege zu gehen. Danke für Ihr Vertrauen!

Und ein Dank geht auch an alle Geschäftspartner, Kooperationspartner und Unterstützer von Manager für Menschen, die daran glauben, dass ein Social Sabbatical in ein aktives Berufsleben integriert werden kann und dass der gegenseitige Wissentransfer nicht nur Partnerschaften auf Augenhöhe schafft, sondern ein Mehrwert für alle Beteiligten ist – für den Berater auf Zeit, für die Projektorganisation und insbesondere auch für die Wirtschaft.

Wir freuen uns schon jetzt auf eine gute Zusammenarbeit in 2016!

 

Das war 2015!

 

 

 

Wie lekker war das denn bitte?! – Das Leben im Camp und Abschied

Paul, 30 Jahre, Accountant aus Hamburg war für 3 Monate in Camphill Village, Südafrika.
Er hat dort im Rahmen eines Social Sabbaticals eine Einrichtung für Menschen mit intellektuellen Defiziten beraten.

 

Das Leben im Camp und vor allem im Haus ist geprägt von Freundlichkeit und Vielfalt. Ich fand es ausgesprochen angenehm, wie freundlich einem die Leute, egal ob Residents, Mitarbeiter oder sonstige Personen, begegnet sind. Man wurde ständig von dem Gefühl umgeben, sehr willkommen zu sein. Gerade im Zuge der aktuellen Flüchtlingsdiskussion in Europa ist diese Willkommenskultur doch ein sehr gutes Beispiel.

Neben der Arbeit im Haus hatten wir aber vor allem auch viel Freude zusammen. Neben einigen Braais haben wir mit dem Haus auch einige Ausflüge zum Strand oder zum Café gemacht. Zu meinem Geburtstag habe ich die Bewohner meines Hauses in ein italienisches Restaurant eingeladen (italienisches Restaurant in Südafrika mit deutschem Besitzer :-) ). Von diesem Ausflug wurde mir bis zum Ende berichtet. Diese Dankbarkeit zu erfahren, war ein Geschenk.

Die freien Tage bzw. Wochenenden konnte ich auch immer sinnvoll nutzen. Es wäre auch eine Schande, sich dieses schöne Land mit seiner unfassbaren Landschaft entgehen zu lassen. U.a. waren wir in Hermanus zum whale watching, einige Male in Kapstadt, am Kap der guten Hoffnungen, in Stellenbosch zum Wine Tasting usw.. Wer sich hier langweilt, ist selber schuld!

Ungewohnt war der Unterschied beim Thema Sicherheit. Gerade in Kapstadt sollte man schon aufpassen, wo man sich hinbegibt. Es ist eine wunderschöne Stadt, jedoch gibt es (wie in ganz Südafrika) relativ viel Armut, was sich vor allem in der Kriminalitätsrate wiederspiegelt. Hierdurch kann ich die Sicherheit in Deutschlands Öffentlichkeit nun umso mehr zu schätzen wissen.

Ich bin sehr froh, das Leben in einer Community kennengelernt zu haben. Es bringt Licht- sowie Schattenseiten zum Vorschein. Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass ich schon meine Freiheiten brauche und längerfristig das Leben in einer Community eher schwierig für mich persönlich wäre. Trotzdem bin ich über die Erfahrung sehr dankbar und möchte sie auch nicht missen!

 

Der Abschied aus Camphill ist mir daher auch schwer gefallen. Viele Leute sind mir doch sehr ans Herz gewachsen und es war mir eine große Freude, diese Vielfalt an Menschen, mit den verschiedensten Hintergründen kennengelernt haben zu dürfen. Glücklich bin ich auch darüber, dass ich meine eigentliche Aufgabe erfüllen konnte und zumindest die Basis für eine ausführlichere Kostenkalkulation schaffen konnte. Auch wenn mir viel Dankbarkeit begegnet ist, so muss ich doch am meisten danken. Diese Erfahrungen, gerade im Umgang mit Problemen und Hindernissen, haben mir sehr geholfen. Man kann hier viel planen, Flexibilität in der Umsetzung muss man trotzdem immer beweisen!

Als guter Übergang, bevor es wieder zurück ins kalte Deutschland gegangen ist, konnte ich noch für 2 Wochen die Garden Route bereisen.

Damit endet meine dreimonatige Auszeit. Viel Afrikaans konnte ich leider nicht lernen. Ein Wort jedoch war allgegenwärtig und fasst meine Auszeit außerdem sehr gut zusammen: es war einfach nur LEKKER… Ich durfte so viel Schönes sehen und erleben, wofür ich unendlich dankbar bin. Falls mich jemand nach meiner Meinung bezüglich Weiterempfehlung fragt: nur zu!! Ich kann diese Erfahrung nur jedem empfehlen, sofern er die Möglichkeiten hierfür hat. Vielleicht sei an dieser Stelle auch noch kurz „das Finanzielle“ erwähnt. Für dieses Social Sabbatical gab es für mich kein Geld. Alle Kosten wurden aus meiner eigenen Tasche beglichen, was für soziale Projekte eher die Regel ist. Durch die gute Unterstützung seitens meines Unternehmens, konnte ich allerdings fast die gesamten drei Monate mit Urlaub und Überstunden abdecken, was mir mein normales Gehalt während dieser Zeit gesichert hat. Und in Camphill Village hatte ich das Glück, kostenfrei eine Unterkunft und Verpflegung zu erhalten, was die Ausgabensituation sehr entspannt hat. Es muss an dieser Stelle aber ausdrücklich erwähnt sein, dass sich jeder investierte Euro meinerseits mehr als gelohnt hat. Die Erfahrungen und Erlebnisse sind nicht mit Geld aufzuwiegen.

Danken möchte ich an dieser Stelle vor allem Elke Dieterich von „Manager für Menschen“, welche die komplette Organisation im Rahmen der Vorbereitung meiner Auszeit übernommen hat. Ebenfalls danken möchte ich Dr. Katrin Emmrich von „Rays of Hope“, welche den Kontakt zu Camphill hergestellt hat. Ein weiterer Dank geht an James von Camphill, welcher sich auf dieses Projekt eingelassen hat und mir somit die Möglichkeit für meine Zeit hier gegeben hat. Natürlich gebührt auch ein Dank meinem Unternehmen, welches mir den Freiraum für dieses Social Sabbatical eingeräumt hat.

 

Wie lekker war das denn bitte?! Meine ersten Eindrücke

Paul, 30 Jahre, Accountant aus Hamburg war für 3 Monate in Camphill Village, Südafrika.
Er hat dort im Rahmen eines Social Sabbaticals eine Einrichtung für Menschen mit intellektuellen Defiziten beraten.

 

Die Residents in meinem Haus sind sehr nett und deren Handicaps reichen von klein bis sehr ausgeprägt. Aber alle sind sehr herzlich. Das Leben hier ist von einem 9 – 5 Job so weit entfernt, wie der HSV vom nächsten Meistertitel. Neben den Residents, der Hausmutter und einer Freiwilligen ist unter der Woche auch eine Maid zum Putzen und Mittag kochen da. Aufstehen ist meist um 6 Uhr (an den Wochenenden auch mal etwas später), die Essenzeiten sind fix und werden mit deutscher Genauigkeit eingehalten. Jedem Bewohner des Hauses ist ein Job zugeordnet. Dieser will auch stetig kontrolliert werden. Micheal z.B. muss jeden Morgen die Tische nach dem Frühstück abwischen und die Platzdeckchen einsammeln. Das familiäre Zusammensein macht Spaß. Gewöhnen musste ich mich allerdings an die Mäuse, die manchmal durch die Küche huschen und die Ratten die sich wohl im Dach befinden.

Mein Zimmer (ca. 9 m²) ist sehr einfach. Die Wände haben keine Tapeten und ich habe nur eine Steckdose. Ansonsten gibt es ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und einen Nachttisch. Reicht aber vollkommen aus. Das Gemeinschaftsbad ist ebenfalls sehr einfach und nicht unbedingt sauber. Wenn man lange genug wartet, kommt sogar warmes Wasser aus der Dusche. Das Haus ist das mit Abstand am Weitesten entfernteste Haus vom „Farmzentrum“. Das bedeutet jeden Morgen und Abend (und ggf. zwischendurch) einen 30 min. Fußweg. In Deutschland würde mich das ziemlich nerven. Hier finde ich es sogar ziemlich entspannt. Man läuft querfeldein und kann dabei sogar den Tafelberg sehen. Ein wenig auf den Weg achten muss man trotzdem. Neben den Molesnakes (nicht giftig) soll es nämlich auch giftige Kobras und Skorpione geben. „watch your step“

 

Warum bin ich eigentlich hier?
Meine Aufgabe wurde versucht im Vorfeld zu definieren. Ziel soll es sein, meine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse derart einzubringen, dass für Camphill ein Nutzen entsteht. Im ersten Gespräch mit dem Leiter von Camphill (James) wurde festgelegt, dass ich zunächst versuchen sollte, ein neues Kassenprogramm für den Shop zu installieren und zu integrieren. Im Anschluss daran sollte ich für die Molkerei ein Costingmodell aufsetzen um festzustellen, ob die erzielten Verkaufspreise einen Gewinn einfahren oder nicht.

Die Arbeit in beiden Projekten hat viel Spaß gebracht. Außerdem war ich (wie auch alle anderen Mitarbeiter) nicht durchgängig an meiner Arbeit gebunden. Es sind immer wieder Aufgaben angefallen, welche mit meinem eigentlichen Projekt nichts zu tun hatten. Gerade das hat es aber auch sehr interessant gemacht. So konnte ich zwischendurch beim Aufbau des monatlichen Marktes helfen oder einfach mal eine Kuh melken. Gut war hierbei vor allem, dass man sich immer selbst mit Ideen einbringen konnte, egal ob man davon nun Ahnung hatte oder nicht. Gerade diese Flexibilität in jeglichen Lebenslagen war vor allem lehrreich für mich.

Wie lekker war das denn bitte?! Meine Auszeit in Südafrika

Paul, 30 Jahre, Accountant aus Hamburg war für 3 Monate in Camphill Village, Südafrika.
Er hat dort im Rahmen eines Social Sabbaticals eine Einrichtung für Menschen mit intellektuellen Defiziten beraten.

Vor dem Aufbruch ins unbekannte Abenteuer stand noch ein Abschlussabend mit Freunden an. Erst hier wurde mir tatsächlich bewusst, dass die monatelange Vorbereitung nun ein Ende findet und ich nun wirklich drei Monate meine Auszeit nehmen werde.

Das Packen des Koffers stellte sich als eine größere Herausforderung heraus, als zunächst angenommen. 3 Monate sind doch etwas anderes als 3 Wochen Urlaub. Trotz der langen Überlegungen habe ich natürlich die falschen Klamotten eingepackt. Dass ich die nächsten Monate auf einer Farm verbringen werde, habe ich in meine Überlegungen nicht vollständig mit einbezogen.

Der Flug war lang aber unkompliziert. Wie vereinbart, stand dann auch Eastlynn (60 Jahre?!?) am Ausgang mit einem Schild mit meinem Namen drauf. Sie war sehr nett und wirkte ein wenig verwirrt (Simkarte, Geld tauschen, Schlüssel fallen lassen, Wo ist mein Zettel… Ahhh). Irgendwie sympathisch. Vielleicht war sie auch aufgeregt, weil sie nicht wusste, was sie von mir halten soll. Sie ist doch sehr „öko“ und ich ein (junger) Mann, der zumindest im Job viel mit Geld zu tun hat, was zumindest auf dem Papier schon sehr fremd für sie wirken musste. Auf der einstündigen Fahrt nach Camphill plauderten wir über jedermanns Motivation und Lebenseinstellung. Sie findet Geld und den Kapitalismus nicht gut und will nur so viel haben, wie sie für ihre „needs“ benötigt. Naja, wir warten mal ab.

In Camphill angekommen hat sie mich ein wenig rumgeführt, mich „tausenden“ Menschen vorgestellt und mir „unser“ Haus gezeigt. Vorgestellt wurde ich als der „IT-Guy“, was ich später klarstellen musste. Mit IT habe ich leider nicht viel am Hut. Spätestens als ich Karl (kommt ursprünglich aus Kiel und wohnt seit 45 Jahren im Camp) beim Einrichten des neuen Routers für das Community Center helfen sollte, musste ich das klarstellen. Ich bin ein Accountant!! ☺

Camphill:
Camphill ist ein eigenes Dorf, in welchen Menschen mit verschiedensten Handicaps in einer Community leben und arbeiten. Hierfür gibt es diverse Wohnhäuser, in welchen jeweils 3 – 10 Residents gemeinsam leben. Je nach Handicap sind die Residents auch diversen Workshops zugeordnet, in welchen sie arbeiten oder sich einfach nur beschäftigen. Diese sind u.a. Farm, Gärtnerei, Molkerei, Shop, Bäckerei usw.. Ziel ist es, ein gewöhnliches Leben in einem stabilen Umfeld zu kreieren. Hierfür gibt es für die einzelnen Workshops entsprechende Angestellte, welche die Verantwortung tragen. Genauso gibt es für die Wohnhäuser sogenannte Hausmütter (Co-Worker), welche als Art Hausvorstand verstanden werden können. Außerdem gibt es im Camp noch junge Freiwillige, welche ein Jahr im Camp verweilen und sowohl in den Workshops als auch in den Häusern helfen und wohnen.

5 o’clock in the morning, in a pub in Nelson

The smart phone was ringing. It was 4:30 a.m. and it was still dark outside but the chirping birds couldn’t be ignored. They were welcoming the new day. It was time to get up. These days it was all about Rugby, a very important sport in New Zealand like soccer in Germany. The radio program has been dominated by Rugby, at least for days, if not even for weeks. The day might become amazing for New Zealand. It was still Saturday in Europe but already Sunday in New Zealand. The Rugby World Cup Final 2015 was going to be played between New Zealand and Australia in England.

Not quite awake my host family and I took the car, arriving at the pub still in time. The pub was already crowded and we were lucky, having reserved a table in advance. It took me some effort to find my way on crutches through the crowd to our table. Probably, most of the young people have stayed awake the whole night looking forward to the final. There were even some Germans around. At 5:00 o’clock the final started on time. Every attack of the All Blacks, the New Zealand team, was accompanied by great applause, screaming whistles and noisy clapping. After the first half the All Blacks were far ahead but the game was still open. The turning point didn’t come until a few minutes before the game time was over when the All Black got the crucial 7 points through a try and the following conversion. The atmosphere was breathtaking.

People were hugging each other and stood up, clapping and noisily cheering. What an amazing result. New Zealand, the first team with three rugby world cup victories and even twice in a row. Congratulation, New Zealand.

The rugby rules are a little bit strange. Both teams have 15 players. The goal is to put the ball behind the opposite line. If your team has the ball you can run forward. The opposite team will tackle you to prevent you from getting behind the line. You can pass the ball to one of your team members but only backwards never forward. If you succeed in getting the ball behind the line then your team will immediately get 5 points and a further chance of an additional 2 points. For the additional two points the ball must be kicked from a specific point through the goal posts which means it is something like a goal  in a soccer game.

Ein ganz normaler Arbeitstag in Dar

Um 6 Uhr geht die Sonne auf und eigentlich brauche ich hier nicht wirklich einen Wecker. Denn wer bleibt schon im Bett liegen, wenn er von der Sonne wachgeküsst wird? Warme Dusche oder bucket shower, Kaffee und Papaya zum Frühstück. Um 8 Uhr verlasse ich dann das Haus, um spätestens um 10 Uhr in einem der Offices zu sein….und zu warten…auf Kollegen, auf Strom, auf die Möglichkeit was auszudrucken, auf den Fahrer, der uns um 10 Uhr wohin bringen sollte und erst um 12 Uhr auf der Matte steht.

Wenn dann einmal alle bereit sind, geht’s daran Konzepte zu entwickeln, Berichte zu schreiben, die to do’s des letzten Meetings zu checken und neue to do’s zu verteilen. Und schwupp ist es 3 Uhr und wir treten alle den mehr oder minder langen Heimweg an.

Ja, 5 Stunden im Büro hört sich nach recht wenig an. Aber es braucht kein Neid aufzukommen! Ich muss in der Tat gestehen, dass mir, aber auch dem Team 5 Stunden reichen. Ich erwarte und verlange viel für hiesige Verhältnisse, die Schlagzahl ist doch etwas höher wenn ich da bin und die Hitze tut ihr übriges dazu. Aber, Stück für Stück kommen wir dem gesetzten Ziel etwas näher. Langsamer, viel langsamer als in Deutschland, jedoch getreu dem Motto „Haba na haba hujaza kibasa.“

 

Patenkinder und Home visits
In den letzten beiden Woche hatten wir ein wenig Abwechslung zum normalen Projekt- und Büroalltag. Die Patenkinder waren im Office und wir waren auf Home visits.

Am Dienstag waren wir bei ein paar Kindern zuhause. Haben kleine Interviews geführt und qequatscht. Die Zustände zuhause sind für unsere Verhältnisse teils haarsträubend. Auf kleinstem Platz leben viele Familienangehörige zusammen. Teilen sich teilweise zu viert ein Bett, schlafen auf Matratzen, die nicht wirklich Matratzen sind. Es ist immer wieder auch faszinierend – nein, eigentlich ist das nicht das richtige Wort – , wieviel die Kinder im Haushalt helfen müssen und dass sie neben Schule, Haushalt, Wasser holen und auf kleine Geschwister aufpassen, nicht wirklich Zeit für sich oder auch Hobbies haben, so wie es unseren Kindern in Deutschland ermöglicht wird…

Seit 2013 haben 4 Kinder aus unserem AIDS-Waisen Projekt einen persönlichen Paten. 4 Deutsche, die auf Reise in Tanzania waren, haben sich spontan entschlossen, für diese 4 Kinder einer Patenschaft zu übernehmen und unterstützen die Kids und somit das ganze Projekt seither mit 50 Euro im Monat. Damit können wir nicht nur den Schulbesuch und die Betreuung des einzelnen Kindes finanzieren, sondern auch etwas für die Allgemeinheit tun.
Am Donnerstag war nun einmal wieder ein Besuch der Kinder bei uns im Office angesagt. Zusammen mit ihren Vormündern (Mutter, Oma oder Tante) kamen sie zu uns und wir haben ein paar Stunden zusammen verbracht. Probleme und Sorgen kamen zur Sprache, das allgemeine Wohlbefinden wurde abgefragt und die Kinder haben einen kleinen Brief an ihre Paten geschrieben. Es war schön zu sehen, dass es den Kindern trotz all der Sorgen und Nöte gut geht und sie – dank des Projektes und unserer Unterstützung – zu den Besten der Klasse zählen.

50 Euro im Monat sind nicht wirklich viel! Vielleicht hat ja der ein oder andere von euch Lust, einem unserer Kinder für weitere 4 Jahre den Zugang zu Bildung und somit den Einstieg in ein selbstbestimmtes Leben zu geben? Im Hinblick auf Weihnachten, wäre so eine Patenschaft doch auch einmal ein tolles Geschenk oder? Und zwar ein Geschenk für beide Seiten –  Pate und Patenkind!!!!
Gebt euch einen Ruck! 2 T-Shirts weniger pro Monat oder ein Besuch weniger im Restaurant oder einfach 50 Euro weniger für Schnickschnack den eh keiner braucht. Uns macht das nicht wirklich arm, aber ein Kind und seine Familie glücklich! 

Wieviele Zusagen für eine Patenschaft schaffen wir?

Ausflug nach Ifakara

Ich wusste gar nicht mehr, wie anstrengend und adrenalinreich Überlandfahrten in Tanzania sind. Da sieht man einmal wieder, wie nicht ganz so spannende Ereignisse doch recht schnell verdrängt werden…

Dienstag morgen letzter Woche um 3 Uhr ging es los. Mein Wecker klingelte zu einer Uhrzeit jenseits von gut und böse. Kurz vor 4 Uhr wurde ich vom Taxifahrer meines Vertrauens abgeholt und um 5 saß ich dann im Bus. Um 7 Uhr ging es endlich los. 6-8 Stunden waren von meinen tansanischen Kollegen anvisiert. Im Endeffekt sind wir um 17 Uhr in Ifakara gelandet. Durchgeschüttelt, verschwitzt und leicht dehydriert, denn wir haben mal wieder nur einen Pippi-Stopp eingelegt, was bedeutet, dass ich die Flüssigkeitsaufnahme drastisch reduzieren musste.

Schon beim Einstieg in den Bus wusste ich, dass ich meinen Platz teilen würde. Erica neben mir hat mich zwar freundlicherweise ans Fenster sitzen lassen, dafür aber auch die Hälfte meines Sitzes mit beansprucht und kurz nach der Abfahrt ganz gemütlich an meiner Schulter ein Nickerchen gemacht. Beinfreiheit null, Kopf anlehnen nicht möglich, weil Rückenlehne zu kurz und on top ein Busfahrer, der mir eine vergnügliche und adrenalinreiche Fahrt beschert hat. Aber: wir sind heil angekommen, das ist die Hauptsache.

Besonderes Highlight auf einer Fahrt gen Westen ist, dass man den Mikumi-Nationalpark durchquert und vom Bus aus Elefanten, Zebras, Giraffen und anderes weniger spektakuläres Wild vors Auge bekommt.

Unfassbar hingegen macht mich dann, dass man im Bus zwar einen Mülleimer hat, den aber kurzerhand während der Fahrt im Ruaha-River entleert. So geht Abfallentsorgung!

Auch der Rückweg war spannend. Dieses Mal ein Dreisitzer…Niemals nicht, werde ich den Gangplatz wieder wählen…zwar hatte ich immense Beinfreiheit, die habe ich aber damit bezahlt, dass ich zur Hälfte in der Luft hing und ich mich mit meinem linken Arm ständig auf der gegenüberliegenden Seite versucht habe abzustützen.

Karibu Nyumbani
Ifakara – Ein kleines Städtchen, staubig, heiß, aber total entspannt. Es wäre fast Urlaubsfeeling aufgekommen, wenn nicht mein geliebtes Meer gefehlt hätte. Ifakara ist Hauptort des Kilombero-Distrikts in Tanzania, liegt im Tal des Kilombero-Flusses, rund 400 Kilometer südwestlich von Dar-es-Salaam. Der Ort hat rund 46.000 Einwohner, Vororte eingeschlossen rund 80.000. Ifakara ist Verwaltungszentrum des Kilombero-Distrikts und wichtiges Handelszentrum für das Kilombero-Tal. Schade, dass ich zum Arbeiten hier her gekommen bin und nicht wirklich Zeit hatte die Gegend zu erkunden.

Großes Hallo dann bei Erica Zuhause: Faustin – Ericas Mann hatte ich das letzte Mal in 2009 gesehen – der Stiefsohn, samt Freunden und der ganzen Nachbarschaft. Mir scheint, halb Ifakara hat sich im Hof von Ludelas die Hand gegeben, denn nicht alle Tage sitzt da eine mzungu. Und wenn sie dann auch noch lustig swahili vor sich hin plappert, mit Faustin kocht und in der Nachbarschaft Wasser einkaufen geht, dann ist Trubel angesagt. Jeden Abend gab es lecker Fisch, Reis und Gemüse und Chachandu – eine Tomatensauce -, die so lecker schmeckt, dass ich Fisch und Gemüse nicht wirklich gebraucht hätte. Am Donnerstag haben wir dann auch den Kilombero-River angeschaut. Hm, ja, hätte ich besser nicht gesehen, weil man sich dann schon fragt, wieso man den Fisch aus dem Dreckwasser isst…und der auch noch lecker schmeckt.

Erica und ihr Familie haben auf jeden Fall dafür gesorgt, dass ich mich bei ihnen wie zuhause gefühlt habe. Übernachtet habe ich dennoch in einem kleinen Gästehaus in der Nachbarschaft. Die Aussicht mit Erica und Faustin das Bett zu teilen und quasi 24 Stunden on duty zu sein erschien mir dann doch nicht so spaßig.

 

Pole kwa kazi
Der Grund meines Ausflugs nach Ifakara war aber nicht lustig durch die Gegend zu fahren und mich satt zu essen, sondern Arbeit stand auf dem Plan. Kazi kubwa sozusagen.

Am Mittwoch und Donnerstag stand der Besuch der Sekundarschule an, die offiziell im Januar eröffnet werden und an der ab Oktober bereits die pre-form one stattfinden soll. Ich wusste, dass die tanzanische Definition, von „die Schule ist fertig und wir können mit dem Unterricht starten“, womöglich nicht ganz mit meiner übereinstimmen würde. Dennoch war ich, sagen wir mal – positiv formuliert – überrascht, wie stark das, was ich sehen musste von meiner Vorstellung abwich….ich stand quasi vor 2 Rohbauten. Wir müssen uns also ganz schön warm anziehen und auf das Nötigste kürzen, um die Schule tatsächlich planmäßig eröffnen zu können.

Aber, wenn das ganze Bauvorhaben fertig ist, also deutsch-tanzanisch fertig, wird es toll werden. 9 km von Ifakara entfernt, 2 km bis zur „besseren“ Strasse und umgeben von Cashew-Bäumen, Mango-Bäumen und Bergen. Da lässt es sich mit Sicherheit gut lernen.

Ich muss mich also weiterhin in Geduld üben, bis die Registrierung durch ist, die Anmeldeformulare fertig sind, wir nächsten Montag nochmal das Budget durchkauen und dem Bauherrn klar machen, was er bauen soll und was noch warten muss, bis wieder Geld in der Kasse ist.

Mal wieder eine harte Probe für mich, denn das, was für mich irgendwie klar erscheint, und Grundstock eines jeden Bauvorhabens ist, ist hier Neuland. Keine klare Planung, keine Budgetaufstellung und für den dann bald laufenden Betrieb keine Cash-Flow Aufstellung…Aber mit meiner Zuversicht und Beharrlichkeit und der Kreativität meiner tanzanischen Kollegen werden wir die Schule schon noch rocken! Da bin ich mir sicher.

Habari wa Tanzania – Zeit für ein Update aus Tanzania

Mittlerweile bin ich schon 3 Wochen hier. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Die zweite Woche lag ich erst mal mit Fieber flach und war nur 2 Tage am arbeiten. Der kuehle Wind – ja es ist gerade recht chilly hier – , das Runterkommen, keine Ahnung was es war. Auf jeden Fall wurde ich erst einmal gut ausgebremst…

Diese Woche war nun wieder gefüllt mit Projektarbeit. Es gestaltet sich in allen 3 Projekten ziemlich zaeh. Entweder ich komme ins Büro und man sagt mir, dass man heute nur bis 11 Uhr im Büro ist (ich bin um 10.30 Uhr angekommen, nicht wie verabredet um 10 Uhr), oder man muss auf eine Beerdigung, oder erscheint erst gar nicht. Gut, ich fahre ja gerne 2 Stunden zur Arbeit, um diese Neuigkeiten zu erfahren…und dann wieder den Heimweg anzutreten.

In Projekt 2 lief diese Woche gar nichts, weil großes Frauentreffen ist.

In Projekt 3 herrscht das große Problem, dass man vor Ort nicht wirklich arbeiten kann, weil kein Büro, dafür aber 80 schreiende Kinder und kein Strom. Unser Treffen am Mittwoch – das Meeting fand aus gegebenem Anlass in einer Beach Lodge am Strand statt – war sehr produktiv, dafür dann gestern am Projektstandort dann das komplette Gegenteil.

Den gestrigen Tag habe ich nun in „meinem neuen Büro“ verbracht. Freies W-LAN, Strom satt, ein kühles Tangawizi und diese Aussicht….mehr brauche ich wohl nicht sagen.

Da sind die ständigen Powercuts – am Montag wurde ein 7-tägiger Powercut angekündigt – doch recht gut zu ertragen. Einzig und allein unserem Kühlschrank gefällt es nicht so wirklich gut und auch ich finde es am Morgen recht unertraeglich, wenn ich zwar tolle Kaffeebohnen habe, aber keinen Strom um diese zu mahlen…Ich mahle also vor…auch wenn das dem Aroma nicht gerade zuträglich ist. Jammern auf hohem Niveau!

Wie komme ich eigentlich zur Arbeit?
Die Fahrt in die Stadt ins OVC-Büro, aber auch ins Büro nach Chamazi nimmt zwar jeden Tag viel Zeit in Anspruch. Der einfache Weg ist – wenn alles gut geht – eine Stunde, meist ende ich aber bei 2 Stunden. Der Verkehr ist abartig und eines der Verkehrsmittel hat mit Sicherheit einen Aussetzer oder wird von der Polizei geräumt, weil der Kohlesack, den jemand mit an Bord genommen hat, zu groß ist und das Bakshish wohl für den Polizei-Freak zu wenig. So geschehen gestern irgendwo zwischen Mbagala und Chamazi. Und ich glücklich, das richtige dala-dala im Trubel von Mbagala gefunden zu habe, musste dann wieder aufs Neue suchen. Zwei Stunden hören sich zwar lang an, aber ich wechsle so oft das Fahrzeug, dass es nie langweilig wird. Und die Fahrt lohnt sich allemal, um am Abend wieder hier auf Kigamboni zu sein, wo das Leben so viel entspannter ist, als im lauten, staubigen und überfüllten Dar-es-Salaam.

So habe ich jeden Morgen 5 Minuten Fußmarsch zum boda-boda Stand (Motorradtaxi), das mich an die Hauptstrasse bringt. Von dort aus geht es im dala-dala weiter. Bis nach Chamazi wechsle ich das dala-dala noch einmal in Kongowe und in Mbagala, bevor ich endlich in Msambarauni oder Stendi Kanisani ankomme und noch 10 Minuten ins Büro laufe.

Wenn es nach Dar rein geht, ist es sogar noch abwechslungsreicher:
Das boda-boda bringt mich zur Hauptstrasse, das dala-dala zur Fähre. Mit der Fähre geht’s dann rüber nach Dar. Dort nehme ich ein shared bajaji (ein tuktuk) bis Mnasi-Moja weil es einfach schneller durch den Stau kommt und ein dala-dala bis direkt vors Büro.

Nächste Woche geht’s nun per Überlandbus nach Ifakara, um einmal den Status in Projekt 2 – die Sekundarschule für Mädchen – in der Realität zu sehen. Wenn alles gut geht, nur 6-8 Stunden Fahrzeit… ich freu mich jetzt schon drauf…Busfahren ist ja nun gar nicht meins….