Letzten Samstag haben wir den Abschied von Namaste gefeiert. Ich und die meisten meiner Volontäreskollegen werden in den nächsten Tagen zurück nach Hause fliegen.
Wir haben überlegt, was wir organisieren könnten, um den Kids eine Freude zu machen. Kino, Bootsausflug, Fußballspielen? Das alles hatten wir schon. Deswegen haben wir entschieden, zur Abwechslung für einen ganzen Tag besonderes Essen zu sponsern. Wir haben die Hausmutter gefragt, was die Kids sehr gerne mögen, aber normalerweise nicht bekommen. Und die Antwort war….Pommes! Das zeigt mir schon wieder, dass die Kinder auf der ganzen Welt irgendwie ähnlich sind ;-).
Also haben wir über 10 Kilo bester Kartoffeln auf dem Markt gekauft und geschält und geschnitten wie die Weltmeister!
Nicht die bequemste Sitzhöhe zum Kartoffel-schälen wenn man 1.80 groß ist, aber mit „zusammengeklappten“ Beinen geht es irgendwie schon ;-)
Die Chilliportion für das Abendessen. Die Kids mögen es scharf.
Für das Chillischneiden war unsere süße Punam zuständig. Übrigens wir alle sind überzeugt, dass sie irgendwann mal Miss Nepal werden wird…
…was dieses wunderschöne Foto beweist. Das Bild wurde von Jacek Rupik gemacht, einem Fotografen, der uns an dem Tag der offenen Türen besucht hat.
An unserem Abschiedstag gab es natürlich nicht nur Pommes, sondern auch kiloweise bestes Hähnchenfilet, Austernpilze, Reis mit Kokosstückchen und Nüssen, Früchteauswahl, Schokolade und vieles mehr.
Kurz vor der Tiffin-Ausgabe. Tiffin heißt in Nepal ein kleiner Snack zwischen Lunch und Dinner. Der Suzan, im Bild rechts unten, kann es wohl kaum abwarten.
Laxmi, unsere tolle Köchin, hat aus allem, was wir eingekauft haben, ein leckeres Essen gezaubert. Und das für 60 Leute!
Laxmi bei der Arbeit.
Der leckere Geruch hat sofort ein paar Nasen in die Küche gelockt.
Ja…..dieses Gefühl der tiefen Zufriedenheit, das wahrscheinlich die meisten Eltern kennen, wenn ihre Kids glücklich am Tisch sitzen und die vorbereiteten Speisen verschlingen. Bei Namaste hatte ich das Gefühl fast immer, wenn ich den Kindern beim Essen zugeschaut habe. Keine Ahnung warum, da nicht ich die Köchin war…
Ohne Tisch und mit den Händen wirkt es fast noch genüsslicher ;-)
An diesem speziellen Tag war es uns wichtig, dass es keine Rationierung gibt und die Kids von allen Speisen soviel bekommen, wie viel sie schaffen können. Ich musste so lachen, als unser dünne Umehs (im Bild oben der Junge in dem weißen Shirt) nach dem Essen zu mir kam, auf seinen voll gefüllten, „schwangeren“ Bauch zeigte und zufrieden sagte: Auntie…two babies :-) :-) :-)
Aber es gab nicht nur das Essen. Auch für die Unterhaltung haben wir gesorgt und ein Torwandschießen-Wettbewerb organisiert. Die Wand haben meine Kollegin Sofia und ich bei einem Handwerker um die Ecke bestellt, damit die Jungs ihre Schießtechnik trainieren können.
Sieht fast genauso aus, wie im Aktuellen-Sport-Studio ;-)
Kurz bevor mein Mann zu Besuch kam, hat Jivan noch „ein Eklat“ verhindert und ein wichtiges Emblem hinzugefügt ;-)
Spät hinzugekommen, dafür feurig und dominant. Wie in der Bundesliga!
Bei unserem Wettbewerb hatte jedes Kind 6 Schüsse frei. Die Drei mit den meisten Treffern haben tolle Preise gewonnen. Für die Verlierer gab es jeweils eine Tafel Schokolade…
…und für alle jede Menge Spaß!
In ein paar Tagen werden wir schweren Herzens Abschied voneinander nehmen. Es ist an der Zeit, ein Fazit zu ziehen.
Was hat mein Aufenthalt hier also gebracht?
Als „Berater auf Zeit“ konnte ich der Organisation mit meinem Marketing-Wissen sicherlich etwas helfen. Die Unterlagen, die ich mit der wunderbaren Hilfe von meinen ehemaligen Kollegen für die Europareise von Visma vorbereitet habe, kommen bei den Leuten dort sehr gut an.
Alle, die meine Media-Markt-Verganganheit kennen, werden jetzt laut auflachen. „Einmal Rot – Immer Rot“ war unser Spruch damals. Aber ich bin unschuldig. Das Rot bei Namaste war schon vor mir da :-)
Auch die „Walk for Kids 2015“ Aktion, die wir zusammen entwickelt haben, findet jetzt schon viel Gefallen. Übrigens – eine tolle Geschenkidee für Weihnachten :-) . Für 50 Euro kann man einen virtuellen Teil des Walks erwerben und mit etwas Glück ein echtes Annapurna-Trekking mit den Kids in Oktober 2015 gewinnen. Das eingesammelte Geld wird ausschließlich für Essen, Kleidung und Ausbildung der Kinder von Namaste Children’s House ausgegeben.
Mehr dazu unter: www.walk.ncf-nepal.org
Für mich war es interessant zu erleben, wie man ohne einen einzigen Euro an Marketing-Budget doch einiges auf die Beine stellen kann. Natürlich in einer anderen Qualität, als in den großen Marketingabteilungen, aber der „Hand-Made-Look“ hat auch seinen Charme.
Konnte ich „die Welt“ verändern?
Nein! Es war auch nicht meine Absicht, als ich hier herkam. Ich habe den Kindern etwas Unterhaltung geboten und etwas Geld gespendet. Alles wie „ein Tropfen auf den heißen Stein“.
Aber ICH habe hier viel Energie und Kraft getankt. ICH habe viel über mich selbst erfahren. ICH habe begriffen, was für ein „auserwähltes Leben“ wir in Deutschland führen dürfen.
Ich frage mich jetzt, so kurz vor Weihnachten, ob ich jemals wieder mit leichter Hand soviel Geld für das Spielzeug für meine Neffen ausgeben kann, das nach ein paar Tagen sowieso in der Ecke landet, wenn ich weiß, dass die vielen Kinder, die ich so lieb gewonnen habe, so wenig haben…
….Sandkasten?
…Schaukel?
….Fußballplatz?
…Tischtennisplatte?
…Waschmaschine?
….Spülmaschine?
Die Welt hier hat MICH verändert. Wie sehr?…. Das werden meine Familie und Freunde zuhause sicherlich viel besser beurteilen können.