Der Countdown

Bevor ich mit euch meine Erfahrungen der ersten Tage und das Ankommen in „meinem“ Projekt – der Joybells School in der Nähe von Dehradun/ Indien – teile, möchte ich euch gerne noch daran teilhaben lassen, wie es mir unmittelbar in den letzten Tagen vor meiner Abreise erging:

Auf was habe ich mich da nur eingelassen?! Diese Frage hat mich im Vorfeld unweigerlich umgetrieben, je mehr ich mich mit Indien befasst und der Kultur und den Gegebenheiten vertraut gemacht habe. Es ist ein Land voller Gegensätze, das stärker als andere die Gemüter polarisiert und bei dem sich gleichzeitig alle darüber einig waren, dass ich es entweder lieben oder hassen würde. In Indien gibt es von allem zu viel: Zu viel Menschen. Zu viel Lärm. Zu viel Gestank. Zu viel Armut. Zu viel Korruption. Auf der anderen Seite „das Land mit den 1000 Gesichtern“: prunkvoll, farbenfroh, multi-kulturell und -spirituell, faszinierend. Man prophezeite mir im Vorfeld, ich wüsste in den ersten Stunden, zu welcher Fraktion ich gehöre. Ich war gespannt, zumal ich Indien eigentlich ursprünglich für mich eher ausgeschlossen hatte. Aber ich war und bin noch immer davon überzeugt, dass sowohl die Begegnung mit Elke von Manager für Menschen (die mein Leben zu diesem Zeitpunkt prägen und elementar verändern sollte) als auch die Auswahl des Projekts (und da habe ich auf mein Herz und nicht meinem Kopf gehört) seinen Sinn hat. Also war ich gespannt und neugierig, was mich erwarten würde.

Im Vorfeld häuften sich mit näherndem Abreisetag auch die Fragen, ob ich mich denn freuen würde und schon aufgeregt wäre. Klar war da ein gewisses Gefühl von Vorfreude und auch Stolz, dass ich es wirklich durchziehe. Mehr als das überwog allerdings der Respekt vor den Herausforderungen verbunden mit einem gewissen Maß an Angst und Selbstzweifeln. Ich weiß, dass es sich so oder so lohnen wird, dass es eine einmalige Erfahrung wird, dass ich vermutlich ständig an meine Grenzen stoßen und diese dann überwinden werde, dass es sich im Nachhinein alles als halb so schlimm herausstellt und der Blick zurück vieles verklären und somit zu einer wunderbaren Erinnerung werden lässt. Aber gerade wenn man am Anfang steht ist der erste Schritt bekanntlich ja der Schwerste und in Zeiten der Unsicherheit dieses Wissen nur bedingt hilfreich. Meine Mutter fährt die Strategie der Verdrängung. Keine Schlechte wie ich finde. Zumindest wenn die Angst nicht Oberhand gewinnen soll. Die Vorbereitungen haben mich ebenfalls gut abgelenkt. Alleine die Beantragung eines Visums kann eine tagefüllende Beschäftigung sein – indische Bürokratie lässt grüßen! Und ansonsten hat mich die Anteilnahme aus meinem Umfeld überwältigt und mir zu guter Letzt noch mal richtig den Rücken gestärkt.

Was mich aber auch nicht davor bewahren sollte, kurz vor Abflug doch noch mal kalte Füße zu bekommen. Dieser Schritt raus aus der Komfortzone mit Anlauf und Kopfsprung war einfach zu deutlich spürbar! Aber es half alles nix! Umkehren war keine Option, also wurden die Füße in dicke Socken und Bergstiefel gesteckt und los ging es! Hinein in mein ganz persönliches Abenteuer als Berater auf Zeit nach Indien! Mehr dazu, meiner Ankunft und den ersten Tagen an der Joybells School dann in Kürze wieder hier. Die ersten Tage waren aufregend und ich bin immer noch dabei, meine Eindrücke sacken zu lassen, um sie dann mit euch zu teilen. Aber so viel vorweg – ich wurde mit offenen Armen empfangen, habe die Kinder direkt ins Herz geschlossen (sie machen es einem aber auch wirklich nicht schwer) und erfahre viel Dankbarkeit seitens der Familie Singh, die Gründer und Leiter der Schule. Was will man mehr für den Anfang ;-)

Erste Impressionen aus dem Zug bei meiner Ankunft

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Armut in Indien

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Müllberge noch und nöcher - die Schweine mittendrin

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